27.08.2020
Viele Verbraucher glauben, dass Chips oder Snacks aus Roter Bete, Süßkartoffel, Mais, Linsen oder Erbsen gesünder seien als Kartoffelchips oder Erdnussflips. Weit gefehlt: Die Produkte enthalten oft zu viel Fett, Salz und Kalorien. So lautet das Fazit eines Nährwertchecks von 80 alternativen Gemüsechips und Knabberartikeln aus Getreide und Hülsenfrüchten, den die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen im Mai durchgeführt hat.
Knuspererbsen mit Paprikageschmack, Kichererbsen-Chips, Protein-Flips, Hirsebällchen oder Crunchy Triangles aus schwarzem Reis: In Supermärkten gibt es mittlerweile ein großes Angebot an Knabberwaren, die auf den ersten Blick gesünder erscheinen als klassische Kartoffelchips. Händler werben damit, dass die Produkte weniger Fett enthalten, reich an pflanzlichen Proteinen und Ballaststoffen sind und ohne Palmöl und Zucker hergestellt werden.
Ob dem tatsächlich so ist, hat die VerbraucherzentraleNRW genauer untersucht. Der kritische Blick richtete sich auf 80 Produkte von insgesamt 27 Herstellern. Hier ist das Ergebnis:
- Kartoffel-Chips enthalten in der Regel über 530 Kilokalorien und 33 Gramm Fett pro 100 Gramm, sodass eine Portion von 60 Gramm bereits rund ein Drittel des Tagesbedarfs an Fett abdeckt.
- Gemüse-Chips enthalten mit 500 Kilokalorien und 32 Gramm Fett pro 100 Gramm kaum einen geringeren Energiegehalt als die Kartoffel-Klassiker.
- Snackprodukte auf Basis von Linsen, Erbsen und Co. weisen im Vergleich zu herkömmlichen Chips mit durchschnittlich 16 Gramm Fett pro 100 Gramm und 440 Kilokalorien einen geringeren Energiegehalt auf.
- Gepuffte Snacks, bei denen stärkehaltige Pflanzensamen durch Hitze und Druck in aufgebauschte Flips und Knusperecken verwandelt werden, schneiden durch ihr geringes Gewicht am besten ab: Hier reicht die Spannweite von 380 Kilokalorien und 1,8 Gramm Fett bis 480 Kilokalorien und 23 Gramm Fett pro 100 Gramm.
- Der Salzanteil ist bei Chips aus Kartoffeln oder Gemüse in etwa gleich hoch. Chips aus Hülsenfrüchten enthalten zwar mehr Eiweiß als die Vergleichsprodukte. Doch der insgesamt hohe Salzgehalt von im Schnitt 2,3 Gramm pro 100 Gramm hebe den positiven Effekt wieder auf. Eine Portion von 60 Gramm liefert bereits rund ein Viertel der empfohlenen Tageshöchstmenge von 6 Gramm Kochsalz.
„Verbraucher sollten auf das gesunde Gemüse-Image bei den Alternativen zu herkömmlichen Chips und Snacks nicht hereinfallen", warnt Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der VerbraucherzentraleNRW. Ein Blick auf die Nährwertangaben sei in jedem Fall lohnenswert. Um auf den ersten Blick zu erkennen, wie gesund ein verpacktes Produkt ist, fordert Schuldzinski die Einführung des Nutri-Score: ein farbiges, leicht verständliches Logo, das nach dem Ampel-System funktioniert.
NK