09.06.2020
Das „Glückshormon“ Serotonin ist vor allem für seine Rolle im Gehirn bekannt, wo es ein Gefühl der Gelassenheit, inneren Ruhe und Zufriedenheit erzeugt. Es wird in großen Mengen aber auch im Magen-Darm-Trakt produziert, wo es laut einer neuen Studie im Fachblatt „Cell Host & Microbe“ Infektionen mit gefährlichen Darmbakterien reduzieren kann.
Forscher vom Universitätsklinikum in Dallas haben festgestellt, dass bestimmte E.coli-Bakterien, die für Lebensmittelinfektionen verantwortlich sind, im Labor durch Serotonin gehemmt werden können. Anschließend führten sie den gleichen Versuch mit einem verwandten Krankheitserreger an Mäusen durch. Auch hier zeigte sich, dass Mäuse, die besonders viel Serotonin in ihrem Magen-Darm-Trakt produzierten, seltener mit dem Bakterium Citrobacter rodentium infiziert wurden und weniger schwere Erkrankungen bekamen. Mäuse, die ein Antidepressivum zur Erhöhung des Serotoninspiegels erhielten, erkrankten ebenfalls seltener. Andere Mäuse dagegen, die zu wenig Serotonin produzierten, hatten einen wesentlich schwereren Krankheitsverlauf.
In weiteren Experimenten identifizierten die Wissenschaftler die Stelle auf der Oberfläche der Bakterienarten, an die Serotonin andockt. Dieser Rezeptor ist auch auf vielen anderen Arten von Darmbakterien vorhanden, so dass die Forscher annehmen, dass Serotonin weitreichende Auswirkungen auf die Darmgesundheit hat.
Studienleiterin Prof. Dr. Vanessa Sperandio plant nun, mit ihrem Team zu untersuchen, ob der Serotoninspiegel im Darm gezielt verändert werden kann, um bakterielle Magen-Darm-Infektionen zu bekämpfen. Das Bakterium E. coli O157 etwa lässt sich nur durch wenige Antibiotika wirksam bekämpfen, andere Antibiotika verschlimmern dagegen die Infektion, weil sie bewirken, dass die Bakterien schädliche Giftstoffe freisetzen.
ZOU