15.10.2015
Schon seit Hunderten von Jahren fasziniert Wissenschaftler die Frage, ob sich die Größe des Gehirns auf die Intelligenz auswirkt. Eine Analyse verschiedener Studien, die Psychologen aus Österreich, Deutschland und den Niederlanden vorgenommen haben, kommt jetzt zu dem Ergebnis: kaum.
Die Größe des Gehirns spielt für das Abschneiden bei IQ-Tests nur eine untergeordnete Rolle. Das ist das Fazit, das die Forscher aus einer Analyse der Daten von über 8.000 Testpersonen ziehen. Sie hatten nur einen schwachen Zusammenhang zwischen Gehirngröße und IQ gefunden, der unabhängig von Geschlecht und Alter der Testpersonen war. Die Gehirngröße dürfte demnach nur eine geringe Relevanz haben, so Jakob Pietschnig vom Institut für Angewandte Psychologie der Universität Wien. Viel wichtiger sei vermutlich die Struktur des Gehirns, schreiben die Forscher in der Fachzeitschrift Neuroscience and Biobehavioral Reviews.
Dass mehr Gehirn nicht mit mehr Intelligenz gleichzusetzen ist, zeigt auch ein Vergleich mit dem Tierreich. Absolut gesehen sei der Pottwal Spitzenreiter, wenn es um die Größe des Gehirns geht, so die Forscher. Beziehe man allerdings die Körpermasse mit ein, gehe die Spitzmaus in Führung. Ähnlich verhalte es sich, wenn man weitere anatomische Aspekte beachte. Der Mensch übernehme unter keiner versuchten Bedingung die erwartete Führung. Vielmehr scheinen strukturelle Unterschiede des Gehirns für unterschiedliche Intelligenzleistungen zwischen den Spezies verantwortlich zu sein.
Das deutet sich auch an, wenn der Mensch für sich betrachtet wird. So haben Männer zwar im Durchschnitt größere Gehirne als Frauen, Unterschiede bei den kognitiven Fähigkeiten gebe es allerdings nicht, so die Psychologen. Ein weiteres Beispiel zeige sich anhand von Personen mit einer Vergrößerung des Gehirnvolumens (Megalenzephalie), die im Allgemeinen mit unterdurchschnittlichen IQ-Testleistungen einhergehe.
HH