Dr. Karen Zoufal
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22.10.2021
Reisebeschränkungen, Abstandhalten, Händewaschen, weniger Kontakte und Masken haben nicht nur die Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 im Zaum gehalten, sondern auch die Virusgrippe. Das ist möglicherweise der Grund dafür, dass die Vielfalt der Grippeviren deutlich abgenommen hat. Eine Linie scheint sogar ausgestorben zu sein.
Im vergangenen Winter ist die Grippesaison quasi ausgefallen: In Deutschland wurden nur 564 Fälle registriert, im Jahr 2019/2020 waren es dagegen über 186.000. Weltweit gab es 99 Prozent weniger Fälle. Experten führen das auf die Hygienemaßnahmen zurück, die aufgrund der Corona-Pandemie getroffen wurden.
Grippeviren verändern sich von Jahr zu Jahr, und man kennt mehrere Virus-Linien und eine Vielzahl von Subtypen. Seit April 2020 wurde eine Linie des Influenza B-Virus nicht mehr gefunden. Diese Viren sind möglicherweise ausgestorben, berichteten Wissenschaftler in der Zeitschrift „Nature“.
Dass es aus dem letzten Winter so wenige Daten gibt, macht eine Vorhersage der diesjährigen Grippesaison schwierig – sowohl, was die vorherrschenden Virusstämme betrifft, als auch, wie heftig die Grippewelle sein wird. Da im vergangenen Winter nur wenige Menschen Kontakt mit Grippeviren hatten, dürfte nur eine geringe Grundimmunität in der Bevölkerung vorhanden sein, sodass möglicherweise in diesem Jahr mehr Menschen erkranken.
Der diesjährige Grippeimpfstoff enthält vier Virusstämme, darunter auch die möglicherweise ausgestorbene Linie. Das bedeutet aber nicht, dass der Impfstoff unwirksam ist: Auch Impfstoffe mit nur drei verschiedenen Stämmen liefern einen guten Schutz. Da Experten in diesem Winter ebenfalls mit einer erneuten Ausbreitung von SARS-CoV-2 und dem verstärkten Auftreten anderer Atemwegsviren rechnen, raten sie dazu, weiterhin die empfohlenen Hygienemaßnahmen beizubehalten.