11.10.2012
Immer wieder kommt es wie aktuell bei den Grippeimpfstoffen zu Versorgungsengpässen, weil die Arzneimittel-Hersteller nicht ausreichend liefern. Schuld daran sei das Modell, mit dem die Krankenkassen die liefernden Firmen aussuchen, bemängelt Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes. Im Interview mit aponet.de erklärt er, wie das Problem gelöst werden kann.
Herr Becker, in einigen Bundesländern gibt es derzeit keine Grippeimpfstoffe. In welchen Bundesländern sind Patienten betroffen?
Becker: So weit ich weiß, gibt es in Bayern und den neuen Bundesländern Schwierigkeiten mit der Beschaffung von Grippeimpfstoffen.
Wie kommt es zu diesen Schwierigkeiten?
Becker: Dazu kommt es hauptsächlich in jenen Ländern, in denen sich die Krankenkassen im Vorfeld auf eine Firma festgelegt haben. Wenn diese eine Firma dann in Lieferschwierigkeiten gerät, zum Beispiel weil die Produktion nicht klappt, kommt es zu Versorgungsengpässen.
Wie ist es denn überhaupt gekommen, dass sich die Kassen nur auf eine Firma festlegen?
Becker: Früher war es eben so, da gab es fünf oder sechs Anbieter am Markt und der Arzt und der Apotheker haben entschieden welchen Impfstoff sie nehmen. Heute macht die Krankenkasse eine Ausschreibung und entscheidet sich für den Anbieter, der den Impfstoff am billigsten anbietet. Und wenn dieser eine Impfstoff nun nicht lieferbar ist, gibt es gar keinen Impfstoff. Und da müssen die Krankenkassen umdenken.
Was ist Ihr Lösungsvorschlag?
Becker: Wir müssen mit den Krankenkassen reden, dass wir zu anderen Modellen kommen. Berlin geht mit gutem Beispiel voran: da wird mit mehreren Firmen verhandelt und damit ist das Angebot einfach weiter.
Wann können die Patienten sich in den betroffenen Bundesländern voraussichtlich impfen lassen?
Becker: Ich denke, dass in den nächsten vier Wochen sich die Situation wieder entspannen wird.
Danke für das Gespräch!
Die Fragen stellte Chefredakteurin Jutta Petersen-Lehmann