Gesundheit

Herzmuskelentzündung (Myokarditis): Ursachen, Symptome und Behandlung

Natascha Schleif  |  06.03.2025 13:49 Uhr

Bei einer Herzmuskelentzündung, fachsprachlich Myokarditis, sind die Zellen des Herzmuskelgewebes entzündet. Die Krankheit entsteht meist durch eine verschleppte Infektion wie eine Erkältung oder einen Magen-Darm-Infekt.

Frau, liegt erschöpft im Bett.
Starke Erschöpfung, die auch nach einem Infekt noch anhält, kann ein Hinweis auf eine Herzmuskelentzündung sein.
© fizkes/iStockphoto

1. Überblick

Eine akute Herzmuskelentzündung kann jeden treffen: Meist ist sie die Folge einer Infektion mit Viren oder anderen Krankheitserregern. Dabei gelangen die Erreger in das Muskelgewebe des Herzens und greifen die Zellen an. Die Entzündung kann regional begrenzt sein, aber auch den gesamten Herzmuskel betreffen. Die Symptome sind sehr unspezifisch und unterscheiden sich unter Betroffenen zum Teil stark, daher ist eine frühe Diagnose für Ärzte oft schwierig. Viele Fälle verlaufen mild und heilen ohne Folgen wieder ab. Bei einem schweren Verlauf kann es zu einer ernsten Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen kommen. Auch ein plötzlicher Herztod ist möglich, wenn auch sehr selten.

2. Symptome

Die Symptome einer akuten Herzmuskelentzündung sind so vielfältig wie bei kaum einer anderen Herzerkrankung. Dazu gehören:

  • Abgeschlagenheit und Erschöpfung

  • Appetitlosigkeit

  • Atemnot bei körperlicher Anstrengung

  • Herzklopfen oder -stolpern

  • Engegefühl in der Brust 

Problematisch ist, dass eine Myokarditis häufig infolge eines grippalen Infekts entsteht. Symptome wie Abgeschlagenheit oder Schwäche werden daher oft nur mit dem Infekt in Verbindung gebracht und man denkt nicht an eine Herzerkrankung. Hält die Erschöpfung nach einem Infekt jedoch länger als gewöhnlich an oder ist stark ausgeprägt, kann dies an einer Herzmuskelentzündung liegen.

Oft verläuft eine Myokarditis mild. Schätzungen gehen sogar davon aus, dass bis zum 15. Lebensjahr etwa jeder zehnte Heranwachsende eine Herzmuskelentzündung hatte – oft ohne, dass die Erkrankung bemerkt wurde. 

Zudem hat sich gezeigt, dass die Symptome je nach Alter des Patienten variieren, vor allem im Kindes- und Jugendalter. Bei Neugeborenen und Babys kommt es häufig zu hohem Fieber, Schläfrigkeit, Appetitverlust, schnellem Atmen und Schwitzen im Gesicht. 

Bei Kleinkindern zeigt sich eine Mykokarditis oft durch starke Müdigkeit und Abgeschlagenheit, nachdem der Infekt bereits abgeklungen ist. Hinzu kommen Atemnot bei Anstrengung und Kreislaufprobleme, etwa Schweißausbrüche bei gleichzeitigem Frieren. Herzstolpern oder Schmerzen in der Brust zeigen sich bei Kleinkindern im Vergleich zu Erwachsenen seltener. 

Bei Jugendlichen treten die Beschwerden oft schneller auf und sind vergleichsweise heftiger: Hohes Fieber, Lethargie, Atemnot und Herzstolpern, -rasen oder ein sehr langsamer Puls deuten bei Jugendlichen und auch Erwachsenen auf eine Myokarditis hin. 

3. Verlauf

Wie eine Myokarditis verläuft, kann sich von Patient zu Patient sehr unterscheiden. Bei 80 Prozent der Betroffenen regenerieren sich die geschädigten Herzmuskelzellen von allein. Wie lange diese Phase dauert, hängt von der Schwere der Erkrankung ab: Die meisten Menschen erholen sich innerhalb von wenigen Wochen, bei schweren Krankheitsverläufen können auch Monate und sogar Jahre bis zu einer vollständigen Genesung vergehen. Teilweise bleiben auch nach der Genesung Herzrhythmusstörungen bestehen, die jedoch harmlos sind: Dabei handelt es sich oft um sogenannte Extrasystolen. Das sind Herzschläge, die zusätzlich zum normalen Rhythmus erfolgen. 

Klingt die Entzündung nach einigen Monaten nicht ab, spricht man von einer chronischen Myokarditis, die mit schweren Herzrhythmusstörungen oder Herzschwäche (Herzinsuffizienz) einhergeht. Davon sind schätzungsweise 15 Prozent der Patienten betroffen. Nur sehr selten kommt es zu Todesfällen durch Herzversagen oder anderen schweren Komplikationen.

In jedem Fall ist es wichtig, die Funktion des Herzens während der Genesungsphase regelmäßig beim Arzt überprüfen zu lassen. 

4. Ursachen

Einer Herzmuskelentzündung ist in den meisten Fällen die Folge eines verschleppten Infekts: Wurde eine harmlose Erkältung, eine Grippe, ein Magen-Darm-Infekt oder eine Covid-19-Erkrankung nicht richtig auskuriert, können sich die Krankheitserreger über das Blut ausbreiten und zum Herzen gelangen. 

Eine Herzmuskelentzündung kann jedoch auch nicht-infektiöse Ursachen haben: Dazu zählen Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis. In diesem Fall greift das Immunsystem fälschlicherweise die Herzmuskelzellen an. Auch Alkohol, Drogen, bestimmte Medikamente oder Impfungen können zu einer Herzmuskelentzündung führen. Auch in diesem Fall ist das körpereigene Immunsystem maßgeblich an der Entzündung beteiligt.

5. Diagnose

Erste Hinweise auf eine akute Myokarditis erhält der Arzt durch eine ausführliche Anamnese: So berichten die meisten Patienten mit typischen Symptomen von einem vorangegangenen Infekt. Anschließend folgt in der Regel eine Blutuntersuchung, die weitere Hinweise auf eine Myokarditis liefert. Mit einem Elektrokardiogramm (EKG) lässt sich unter anderem prüfen, ob Herzrhythmusstörungen vorliegen. Veränderungen im EKG sind bei einer Myokarditis sehr häufig.

In einigen Fällen wird der Arzt auch weitere Untersuchungen anordnen, zum Beispiel eine Ultraschalluntersuchung des Herzens, eine Röntgenuntersuchung oder eine Magnetresonanztomographie (MRT). In seltenen Fällen wird auch eine Gewebeprobe des Herzmuskels mithilfe eines Katheters entnommen.  

6. Therapie

Wie eine Myokarditis behandelt wird, richtet sich nach der Ursache und den Symptomen der Patienten. Eine einheitliche Empfehlung gibt es nicht, die Therapie muss immer auf den Einzelfall abgestimmt werden. 

In jedem Fall ist es bei einer Herzmuskelentzündung wichtig, sich zu schonen. Das gilt auch für milde Fälle. Strikte Schonung ist immer mindestens so lange notwendig, wie Symptome bestehen. Auf Sport und andere starke körperliche Belastung muss meist noch länger verzichtet werden: Hier ist ausschlaggebend, dass sich die Herzfunktion wieder komplett normalisiert hat. Das kann der Arzt mithilfe eines Belastungs-EKGs feststellen. In der Regel wird empfohlen, mindestens drei bis sechs Monate auf starke körperliche Belastung wie Sport zu verzichten. 

Die weitere Behandlung richtet sich danach, ob und welche Komplikationen auftreten. Kommt es durch die Entzündung zu einer Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen, werden diese entsprechend behandelt. In nur sehr seltenen Fällen ist das Herz so schwer geschädigt, dass der Patient vorübergehend an ein künstliches Herz angeschlossen wird. Regeneriert sich das Herz nicht, ist in diesen Fällen eine Herztransplantation notwendig.  

7. Was die Apotheke rät

Die Behandlung und Überwachung einer Myokarditis gehört in ärztliche Hände. 

Hat der Arzt eines oder mehrere Medikamente verordnet, kann die Apotheke vor Ort zur richtigen Einnahme, Wechsel- und Nebenwirkungen beraten. In der akuten Phase der Herzmuskelentzündung sollten einige rezeptfreie Medikamente nicht eingenommen werden: So können Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac den Verlauf der Erkrankung verschlechtern. Hier kann die Apotheke vor Ort aufklären und zu möglichen Alternativen beraten. 

8. Herzmuskelentzündung - kurz zusammengefasst

  • Eine akute Myokarditis (Herzmuskelentzündung) ist meistens die Folge einer verschleppten Infektion.  

  • Viele Fälle verlaufen mild und heilen ohne Folgen wieder ab. Die Genesung kann jedoch einige Wochen bis Monate dauern.

  • In jedem Fall ist körperliche Schonung wichtig. Wie lange man Bettruhe halten sollte und wann wieder mit Sport begonnen werden darf, entscheidet der Arzt im Einzelfall.

  • Bei einem schweren Verlauf kann eine Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen zurückbleiben. Ein plötzlicher Herztod als Folge einer Myokarditis ist selten.

Zuletzt aktualisiert: 12.08.2024

Quellen

  • Herold, Gerd: Innere Medizin. Köln 2025

  • Myokarditis: Sonderdruck der Deutschen Herzstiftung e.V.: herzstiftung.de

  • Bundesministeriums für Gesundheit: gesund.bund.de 

  • Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK), Österreichgesundheit.gv.at, 2023

  • Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung: Myokarditis

  • MSD Manual: Mykoarditis 

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