Vieles über Covid-19 ist noch unbekannt. Zu Beginn ging man davon aus, dass es sich dabei um eine reine Lungenkrankheit handeln würde, da viele Patienten in der Krankheitsfolge eine Lungenentzündung entwickelten. Mediziner aus der Schweiz haben jedoch herausgefunden, dass das neuartige Coronavirus auch Entzündungen in den Gefäßen auslöst und damit nicht nur die Lunge, sondern den ganzen Körper befällt.
Einen typischen Verlauf bei Covid-19 gibt es nach aktuellem Kenntnisstand nicht: Die Symptome sind vielfältig und variieren stark, von symptomlosen Verläufen bis zu schweren Lungenentzündungen, Lungen- und/oder Organversagen.
Welche Symptome sprechen für Covid-19?
Die Symptome von Covid-19 können denen einer Erkältung oder Grippe auf den ersten Blick sehr ähneln. Bei einem Vergleich sprechen aber bestimmte Merkmale für Covid-19 und erlauben eine erste Unterscheidung. Endgültige Klarheit schafft jedoch nur ein Labortest.
Die bislang größte Analyse zu den Covid-19-Symptomen zeigt, dass Fieber und Husten die mit Abstand häufigsten Symptome sind. Für die Übersichtsarbeit haben Forscher Daten von 148 Studien mit über 24.000 Patienten aus neun Ländern untersucht. Folgende Symptome traten bei den Patienten auf:
- 78 Prozent der Patienten hatten Fieber. Die Häufigkeit unterschied sich jedoch von Land zu Land stark: In Singapur hatten 72 Prozent der Erkrankten Fieber, in Korea nur 32 Prozent.
- 57 Prozent litten unter Husten. Auch dieses Symptom variierte von Land zu Land: 76 Prozent der Patienten in den Niederlanden hatten Husten, in Korea nur 18 Prozent.
- 31 Prozent fühlten sich müde und erschöpft.
- 25 Prozent hatten Probleme mit ihrem Geruchs- und Geschmackssinn.
- 23 Prozent litten unter Atemproblemen.
Von den Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, brauchten 17 Prozent eine Behandlung mit Sauerstoff, 19 Prozent mussten in der Intensivstation behandelt werden. Bei neun Prozent war der Verlauf so schwerwiegend, dass sie künstlich beatmet werden mussten, und bei zwei Prozent musste das Blut sogar außerhalb des Körpers, mit einer künstlichen Lunge, mit Sauerstoff versorgt werden.
Verlauf und Komplikationen
Eine weitere Beobachtung aus der Praxis ist, dass Covid-19 in Schüben verläuft. "Vom Beginn der Symptome an dauert es etwa eine Woche, bis der Patient Atemnot entwickelt", berichtet Dr. Holger Neb, Intensivmediziner an der Universitätsklinik in Frankfurt am Mai, im Juni 2020 auf dem Fortbildungskongress pharmacon, der in diesem Jahr digital stattgefunden hat. Bemerkenswert sei, dass die Sauerstoffsättigung des Bluts in der Regel bereits vorher abgenommen habe. Diesen stillen Sauerstoffmangel bemerkten die Patienten nicht; er sei aber von außen erkennbar, da die Betroffenen blaue Lippen hätten.
Danach vergehe oft noch etwa eine Woche, bis die Patienten ins Krankenhaus kämen und von da an noch einmal anderthalb Wochen, bevor sie künstlich beatmet werden müssten. "Diese Verschlechterung ist aber kein Muss", betonte Neb. Nur etwa 10 Prozent der Infizierten würden schwer krank und etwa 5 Prozent intensivpflichtig. Eine weitere Besonderheit bei Covid-19-Patienten sei, dass sie fast immer kalte Hände und Füße hätten, auch bei hohem Fieber.
Die Inkubationszeit, also der Zeitraum von der Ansteckung bis zum Beginn der Erkrankung, wird derzeit auf durchschnittlich fünf bis sechs Tage geschätzt. Die angegebene Spannweite reicht von einem bis zu 14 Tagen. Unklar ist zurzeit noch, wie lange ein mit SARS-CoV-2 infizierter Mensch andere anstecken kann.
Wie hoch ist die Sterberate?
Laut einer aktuellen Studie, an der Wissenschafter aus Österreich, Kanada und den Vereinigten Arabischen Emiraten beteiligt waren, liegt die weltweite Sterberate von durch Labortests bestätigten Covid-19-Fälle bei rund 4,7 Prozent. In die Studie eingeflossen sind 480.000 bestätigte Covid-19-Fälle. Allerdings reicht die Bandbreite von etwa 0,3 bis 0,4 Prozent in Chile und Israel bis zu rund 10,8 Prozent in Italien.
Auch Daten aus Südkorea geben mit etwa 0,8 Prozent eine erheblich niedrigere durchschnittliche Sterberate an. Experten halten diese Zahl für genauer, da Südkorea sehr umfangreich auf das Coronavirus testet. Dadurch fließen auch Fälle infizierter Personen ohne erkennbare Krankheitszeichen in die Statistik ein, während in anderen Ländern vornehmlich die offensichtlich Erkrankten erfasst werden. Auch Daten einer Studie aus dem Landkreis Heinsberg in Nordhrein-Westfalen weisen auf eine niedrigere Sterberate hin: Bei den untersuchten 900 Fällen lag die Sterberate nur bei 0,37 Prozent.
NK/RF