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Grippeimpfung in der Apotheke hat Vorteile

13.06.2018

Sollen in Deutschland neben den Ärzten auch Apotheker Grippeimpfungen durchführen dürfen? Das Thema ist umstritten, dabei gibt es gute Gründe dafür. Laut einer aktuellen Analyse im Auftrag des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller e.V. (BAH) könnte die Impfrate auf diese Weise mittelfristig von 25 auf 37 Prozent gesteigert werden.

Eine Grippeimpfung in der Apotheke könnte die Impfrate steigern.
Könnte die Grippeimpfung in der Apotheke vor Ort angeboten werden, würde das die Impfquote deutlich erhöhen.
© Monkey Business - Fotolia

Das würde bedeuten: 9,9 Millionen mehr Geimpfte, 905.000 weniger Grippeerkrankte und 18.700 vermiedene Krankenhaustage. Es gäbe laut dieser Rechnung zudem 41 durch Grippeerkrankung verursachte Todesfälle weniger. „Arztbesuche sind für Patienten oftmals mit längeren Anfahrten und Wartezeiten verbunden. Würde eine Grippeimpfung in der Apotheke stattfinden, wäre die Hemmschwelle zur Impfung für viele Patienten niedriger", sagt der Gesundheitsökonom und Mitverfasser des Gutachtens, Prof. Dr. Uwe May.

Zum Beleg der Steigerung von Impfquoten bezieht sich May auf Statistiken aus dem Ausland, in dem die Grippeimpfung in Apotheken praktiziert wird. Zwei Beispiele: In Irland ist dies seit 2011 möglich. Seitdem sind die Impfungen von 9.000 auf 78.000 im Jahr 2017 gestiegen. In Kanada stieg die Impfrate allein im ersten Jahr nach Einführung bei den über 65-Jährigen um knapp zehn Prozent sowie bei allen Patienten um 8,5 Prozent. „Vor diesem Hintergrund erscheint mir das angenommene Szenario einer Steigerung der Impfrate um 12 Prozent nicht unrealistisch", prognostiziert May.

Um die Akzeptanz für Impfungen in Apotheken zu ermitteln, hat der BAH drei repräsentative Umfragen unter Apothekern, Ärzten und der Bevölkerung beauftragt. 47 Prozent der Apotheker befürworten die Entlassung von Impfstoffen aus der Verschreibungs- in die Apothekenpflicht, wobei der Apotheker zukünftig die Impfung vornehmen sollte. Bei den Ärzten sind es 28 Prozent. „Die verhältnismäßig hohe Zustimmungsrate hat uns überrascht, da Impfen in der Apotheke für die eine Gruppe mehr Verantwortung und Aufwand und für die andere möglicherweise den Verlust an Behandlungsbreite bedeuten würde“, kommentiert Prof. Dr. Niels Eckstein von der Hochschule Kaiserslautern, der die Umfragen wissenschaftlich begleitet hat.

May sieht die Apotheker als wichtige Aufklärungsinstanz: „Sie können Informations- und Beratungsangebote bereitstellen und Informationsdefizite zum Beispiel bezüglich der Impfrisiken abbauen. Auch das wirkt sich positiv auf die Impfquote aus, ganz gleich, ob der Vorgang dann beim Arzt oder Apotheker durchgeführt wird." Wobei er sicher ist, dass viele das Angebot in der Apotheke wahrnehmen würden - aktuell sind lange Wartezeiten beim Arzt immer noch eine große Hürde, sich impfen zu lassen. "Beide würden also auf diese Weise entlastet, Arzt und Patient."

BAH/NK

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