09.01.2017
Starke Kälte belastet die Herzkranzgefäße: Sie verengen sich, gleichzeitig vermindert sich die Blutversorgung des Herzmuskels, der dadurch weniger Sauerstoff bekommt. Außerdem verengen sich die Gefäße im übrigen Körper, sodass das Herz gegen einen größeren Widerstand anpumpen muss. „Geht ein bisher Gesunder in die Kälte hinaus und bekommt plötzlich Schmerzen, einen Druck oder Brennen im Brustkorb und Atemnot, dann ist das ein Warnzeichen. Umgehend sollte ein Arzt aufgesucht werden, der das Herz gründlich untersucht“, warnt der Herzspezialist Prof. Dr. med. Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. Solche Brustschmerzen dürften keinesfalls als Reizung der Bronchien durch die Kälte verharmlost werden.
Was aber heißt „starke“ Kälte? Es komme nicht unbedingt auf die Temperatur auf dem Thermometer an, sondern oft mehr auf die gefühlte Kälte, wie Herzexperten betonen. Bewegung bei Minus 3 bis 5 Grad Celsius kann bei Gegenwind oder Smogwetter deutlich unangenehmer sein als ein klarer windstiller Wintertag bei Minus 5 bis 10 Grad. Bei Außentemperaturen im zweistelligen Minusbereich wird körperliche Belastung am besten komplett vermieden oder auf ein Mindestmaß beschränkt. „Wenn Herzpatienten bei Minusgraden ins Freie gehen, sollten sie nach Möglichkeit einen Schal leicht über Nase und Mund legen, damit sie die vorgewärmte Luft vor den Minusgraden schützt“, rät Meinertz. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn bereits eine Herzerkrankung besteht. So sollten Menschen mit verengten Herzkranzgefäßen bei starker Kälte auf hohe körperliche Anstrengungen wie Schneeschippen verzichten. Denn ein vorgeschädigtes Herz kann dadurch schnell überfordert werden, im Extremfall drohen Herzinfarkt oder plötzlicher Herztod.
Wenn Koronarpatienten bemerken, dass sie plötzlich empfindlicher als sonst auf Kälte reagieren, sollten sie dies rasch mit ihrem Arzt besprechen, um gegebenenfalls durch eine Anpassung ihrer Behandlung einer sich verschlimmernden Angina pectoris vorzubeugen.
Deutsche Herzstiftung/NK