30.01.2018
Wie die Wissenschaftler mit hochmodernen Bildgebungstechniken zeigen konnten, bringt ein Herzinfarkt nicht nur eine Entzündung am Herzmuskel mit sich, sondern auch eine Entzündungsreaktion im Gehirn, eine sogenannte Neuroinflammation. Die Entzündung am Herzmuskel, die nach einem Herzinfarkt stattfindet, gehört eigentlich zum Heilungsprozess. Bei einer überschießenden Reaktion kann sie allerdings zu einer weiteren Schädigung und einer Verschlechterung der Herzfunktion - einer Herzschwäche - führen. Bisher habe man angenommen, dass die Entzündungsprozesse im Wesentlichen auf das Herz beschränkt seien, so die Forscher. Ihre Ergebnisse zeigten nun jedoch, dass auch das Gehirn betroffen ist und zwar unmittelbar nach einem Infarkt, wie auch im Falle einer später entstehenden Herzschwäche. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Vernetzung zwischen Herz und Gehirn über das Immunsystem vermittelt wird. Andere Organe wie Leber oder Nieren scheinen dagegen nicht gleichermaßen betroffen zu sein.
„Diese enge Verbindung zwischen der Entzündung von Herz und Hirn ist neu und wichtig“, betont Professor Dr. Frank Bengel, Direktor der MHH-Klinik für Nuklearmedizin und verweist auf Studien, nach denen eine Entzündungsreaktion im Gehirn Gedächtnisstörungen und die Entwicklung von Demenz fördern kann. Die Auswirkungen von Herzerkrankungen auf die Gehirnfunktion müssten deshalb in Zukunft noch genauer betrachtet und bei der Entwicklung von neuen Behandlungen, die auf eine verbesserte Heilung abzielen, eingeschlossen werden. Die Mediziner halten es für denkbar, dass entzündungshemmende Medikamente möglicherweise in Zukunft die Herzinfarktheilung und darüber hinaus auch die Entzündung im Gehirn günstig beeinflussen könnten. Die Ergebnisse der Studie sind im Fachblatt Journal of the American College of Cardiology nachzulesen.
MHH/ HH