21.07.2017
Die Frage, ob Hintergrundmusik beim Lernen von Sprachen hilft, beschäftigt die Wissenschaft schon seit Jahrzehnten. Eine neue Studie zeigt nun, dass Vokabeln besser im Gedächtnis bleiben, wenn mehr von einer bestimmten Hirnaktivität vorherrscht - ein Effekt, der auch unabhängig von Hintergrundmusik gemessen wurde.
Es zeigte sich, dass Studienteilnehmer neue Vokabeln besser behielten, wenn in ihrem Gehirn mehr Beta-Wellen strömten. Diese werden im Allgemeinen mit gesteigerter Aufmerksamkeit und Wachsamkeit assoziiert. „Der Zusammenhang zwischen Beta-Wellen und kognitiver Leistung war unerwartet und eröffnet viele neue Forschungsperspektiven“, sagt Studienautor Dr. Mats Küssner, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin (HU). Eine Frage, die sich direkt daraus ergibt: Wie kann der Anteil der Beta-Wellen beim Lernen erhöht werden? "Hierbei kann Hintergrundmusik durchaus eine große Rolle spielen. Ob Mozart oder Motörhead, Bach oder Beatles – der Erfolg der kognitiven Leistungssteigerung mittels Musik wird aber stark vom individuellen Musikgeschmack abhängen”, ergänzt Küssner. Es sei daher praktisch ausgeschlossen, dass ein Musikstück gefunden oder komponiert werden kann, das bei allen Menschen gleichermaßen die Lernleistung erhöht.
In dem Experiment mussten die Testpersonen in zwei Phasen neue Vokabeln lernen. In der einen hörten sie dabei Musik, während in der anderen Stille herrschte. Bei den zu lernenden Vokabeln handelte es sich um 64 Fantasiewörter, um auszuschließen, dass sie den Personen vor dem Experiment bekannt waren. Zudem haben die Forscher vor dem Lernen die Hirnaktivität der Testpersonen mittels Elektroenzephalographie (EEG) gemessen. Ob und welche Musik in der Lage ist, mehr Beta-Wellen zu erzeugen, ist eine von zahlreichen Forschungsfragen, denen jetzt im neu gegründeten Erich von Hornbostel Audio Emergence Lab (HAEL) an der Humboldt-Universität nachgegangen wird.
NK