27.03.2013
Kriminelle als solche zu erkennen, bevor sie straffällig werden - was wie der Stoff eines Science-Fiction-Streifens mit Hollywoodstar Tom Cruise klingt, könnte jetzt schon Realität werden. US-Forscher haben einen Hirnbereich ausgemacht, an dessen Aktivität sich das kriminelle Potenzial eines Menschen ablesen lässt.
Der Hirnforscher Kent Kiehl vom "Mind Research Network" in Albuquerque, New Mexico, hat mit seinen Kollegen 96 männliche Gefängnis-Insassen kurz vor deren Entlassung untersucht. Dabei durchleuchtete er die Gehirne der Häftlinge mit einem speziellen Magnet-Resonanz-Tomographen, während diese Aufgaben absolvierten, bei denen schnelle Entscheidungen gefällt und impulsive Handlungen unterdrückt werden mussten. Im Fokus der Hirnscans stand ein kleiner Bereich im vorderen Teil des Hirns, der an der Kontrolle von Bewegungsabläufen und der Entscheidungsfindung beteiligt ist. Im Anschluss an die Entlassung verfolgten die Wissenschaftler vier Jahre lang die Schicksale der Ex-Häftlinge. Es zeigte sich, dass Männer, die eine niedrige Aktivität in dem untersuchten Hirnbereich aufgewiesen hatten, ein höheres Risiko hatten, wieder straffällig zu werden.
Die Forscher räumen allerdings ein, dass es noch weiterer Studien bedürfe, bis eine zuverlässige Vorhersage möglich sei. Das Verfahren müsse noch ausreifen, bis es als Entscheidungshilfe dienen könne, welche Resozialisierungsmaßnahmen bei einem Häftling geeignet sind. Ein kritischer Punkt: der untersuchte Hirnbereich ist einer der am meisten beanspruchten im Gehirn. Eine niedrige Aktivität kann durch eine Vielzahl von Einflüssen bedingt sein. Dazu zählen die Neigung zu impulsivem Verhalten, Kaffeekonsum, gesunde Gefäße, eine niedrige Motivation oder sehr effizient arbeitende Nervenzellen – alles keine Merkmale, die zwingend mit kriminellem Verhalten in Verbindung gebracht werden können.
FH