02.06.2020
Um sich auch dann vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen, wenn ein Händewaschen nicht möglich ist, tragen immer mehr Menschen in der Öffentlichkeit Einmalhandschuhe – beispielsweise beim Einkaufen oder beim Besuch in der Apotheke. Experten sehen das Tragen jedoch kritisch. Die Verbraucherzentrale Hamburg warnt vor einer trügerischen Sicherheit. Die Handschuhe vermittelten dem Träger ein Gefühl von Sicherheit, doch je länger Einweghandschuhe getragen würden, desto kontaminierter seien sie, heißt es. Besonders problematisch könne dies sein, wenn man sich mit den Handschuhen ins Gesicht fasse. Zudem treten bei längerem Gebrauch zwangsläufig kleine, unsichtbare Löcher im Gummi auf, was die Schutzwirkung verringere. Auch der Haut schade das Tragen der Handschuhe. Hände schwitzen in Handschuhen sehr viel schneller, weil die Luftzufuhr blockiert ist. Das beanspruche die Haut in besonderem Maße. Außerdem werde das Wachstum von Keimen im Handschuh durch das feuchtwarme Klima begünstigt.
„Einmalhandschuhe sind für den alltäglichen Gebrauch wenig sinnvoll. Sie können allergische Reaktionen auslösen, strapazieren die Haut und verursachen unnötigen Müll. Schutzhandschuhe sollten dem medizinischen Personal vorbehalten bleiben“, lautet das Fazit der Verbraucherzentrale.
"Hygienische Sauerei großen Ausmaßes"
Auch Mediziner sprachen sich bereits gegen das Tragen der Handschuhe in der Öffentlichkeit aus, darunter Dr. Marc Hanfeld, Facharzt für Allgemeinmedizin und Anästhesie. Er machte seinen Unmut Anfang April auf Twitter bekannt. „Hört auf, medizinische Handschuhe in der Öffentlichkeit zu tragen. Das ist eine hygienische Sauerei großen Ausmaßes“, kritisierte er. Weder Träger noch Patient oder Berührter würden durch medizinische Handschuhe geschützt. Vor und nach Gebrauch sei außerdem eine hygienische Händedesinfektion notwendig. „Würde schätzen, das machen mindestens 50 Prozent des Gesundheitspersonals falsch. Nicht-Profis wohl zu 99 Prozent“, erklärt Hanfeld. „Medizinische Handschuhe sind porös. Und unter Alltagsgebrauch werden sie noch poröser. Im medizinischen Alltag sind sie zur Reduktion größerer Verunreinigungen, zum Beispiel durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten gedacht.“
cl/PZ/RF