Senioren kann ein Auto je nach Wohnort und Lebenssituation mehr Teilhabe ermöglichen. Wichtig dabei: beim Fahren sicher zu bleiben. Ein Experte erläutert, wo Probleme liegen und wie Trainings und Checks helfen.
Die Gründe, auch im Alter mit dem Auto zu fahren, sind vielfältig, weiß Roger Dötenbier, beim ADAC Trainerleiter der Fahrsicherheitszentren Rhein-Main & Thüringen: "Das Auto macht ein Stück weit unabhängig, es hilft, soziale Kontakte zu pflegen und bei der täglichen Arbeit, bei Alltagstätigkeiten wie Einkaufen oder Arztbesuchen. Man hat sich daran über Jahre gewöhnt und das Auto in sein Leben einbezogen." Und speziell auf dem Land fehlen Senioren teils Angebote im öffentlichen Nahverkehr.
Doch fährt man im Alter noch sicher? Die Statistik zeigt, dass Menschen über 65 als Autofahrer nur 14,5 der Beteiligten an Verkehrsunfällen mit Personenschaden stellen. Dötenbier: "Senioren fahren weniger, ruhiger, bedachter und bewusster. Sie nutzen Autos eher als Transportmittel, um Einkäufe oder Besuche zu machen."
Neue Technik kann ablenken
Alles in Ordnung also? So einfach ist es nicht. Wenn über 64-jährige Autofahrer einmal in einen Unfall mit Personenschaden verwickelt waren, trugen sie laut Unfallstatistik oft die Hauptschuld (in 68,7 Prozent der Fälle). "Natürlich", so Dötenbier, "steht uns erstmal das Alter ein Stück weit im Weg, wir sind dann nicht mehr so agil, nicht mehr so sicher." Und der Experte sieht im Zeitalter der Digitalisierung ein weiteres Problem: "Die Bedienung neuerer Fahrzeuge ist komplex geworden. Es gibt unter Umständen keine Schalter mehr, an denen man dreht, sondern ein Display, auf dem man wischen muss, um etwa die Klimaanlage anzuschalten. Das kann Schwierigkeiten bereiten, kann ablenken." Senioren sollten sich daher genug Zeit nehmen, um sich mit digitalen Anwendungen im Auto vertraut zu machen.
Um hinterm Steuer sicherer zu werden, bieten sich auch Fahrsicherheitstrainings an. Dabei fährt man mit dem eigenen Fahrzeug auf einem speziellen Übungsgelände. "Dort können Fahrer in einem sicheren Umfeld mal richtig stark bremsen, auf einer Gleitfläche wie auf schneebedeckter Fahrbahn das Lenken und Notmanöver ausprobieren. Das geht sonst im Verkehr nicht. Da tut man zurecht alles, um nicht in diese Lage zu kommen. Im Sicherheitstraining aber steigt man bewusst in diese Situationen ein, wiederholt sie und übt die richtigen Reaktionen", erläutert Dötenbier. Trainiert wird in Gruppen, in denen Jung und Alt voneinander lernen können.
Bei Fahr-Fitness-Trainings dagegen geht es ganz um den Einzelnen. Ein Trainer setzt sich als Beifahrer ins Auto und fährt mit der Fahrerin oder dem Fahrer etwa eine Dreiviertelstunde mit. "Er äußert dabei eine ehrliche Meinung, schaut anders als vielleicht wohlwollende Familienmitglieder objektiv nur auf die Situation sowie den Menschen. Er gibt viele wertvolle Tipps für sicheres Fahren."
Regelmäßig zum Arzt
Für sicheres Autofahren gerade im Alter rät Dötenbier auch zu regelmäßigen Checks beim Arzt. "Das Wichtigste ist Sehen und Hören, zwei entscheidende Sinnesleistungen, um aktiv am Verkehr teilnehmen zu können. Hören ist wichtig, weil nicht alle Gefahren im Blickfeld sind. Fahrer müssen einordnen, wo Geräusche anderer Fahrzeuge herkommen, etwa eines Krankenwagens im Einsatz." Nicht zu unterschätzen ist laut Dötenbier aber auch allgemeine Fitness. "Hier kann ein Arzt Hilfen und Übungen empfehlen, um die Beweglichkeit zu erhalten, sodass man den Kopf drehen kann, zum Beispiel für den Schulterblick beim Überholen."