02.04.2013
Die Forscher berichten im "Journal of Human Resources", dass schwangere Inderinnen, die wissen, dass ihr Ungeborenes weiblich ist, seltener zu Vorsorgeuntersuchungen gehen, seltener Eisenpräparate nehmen und ihr Kind auch seltener im Krankenhaus bekommen als Inderinnen, die einen Jungen erwarten.
Insgesamt hatten die Forscher die Daten von 30.000 Schwangeren in Indien ausgewertet. Der Analyse zufolge lassen sich Schwangere, die ein Mädchen erwarten, auch seltener gegen Tetanus impfen. Tetanus ist die Haupttodesursache von Neugeborenen in Indien. Insgesamt würde dieses Verhalten dazu führen, dass weibliche Neugeborene in Indien häufiger sterben als in anderen Ländern.
Bei der Auswertung weiterer Daten zeigte sich, dass auch in anderen männerdominierten Gesellschaften wie China, Bangladesch und Pakistan weibliche Ungeborene bereits im Mutterleib diskriminiert werden. Diese Art der Diskriminierung sei weniger folgenreich für das zahlenmäßige Verhältnis von Frauen zu Männern als gezielte Abtreibungen von weiblichen Ungeborenen, sogenannte geschlechtsselektive Abtreibungen. Diese Diskriminierung wirke sich aber auf die Gesundheit der Kinder aus, schreiben die Autoren.
Obwohl es in Indien verboten ist, als Arzt das Geschlecht des Ungeborenen preiszugeben und auch geschlechtsselektive Abtreibungen vorzunehmen, werde beides häufig gemacht, schreibt Lakdawala. Allein in Indien und China würden durch geschlechtsselektive Abtreibungen 30 bis 70 Millionen Frauen "fehlen".
PZ/CH/FH