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07.02.2023
Die Menschen in der Umgebung können offenbar die Zusammensetzung des Mikrobioms beeinflussen: Eine Person, mit der man zusammenlebt oder bei der man aufgewachsen ist, wirkt sich stärker auf das eigene Mikrobiom aus als manche Lebensstilfaktoren, das Alter oder die erbliche Veranlagung.
Eine italienische Forschungsgruppe beschreibt in der Fachzeitschrift „Nature“, wie viele Bakterien man mit den Mitmenschen teilt: Mehr als 9.000 Stuhl- und Speichelproben aus aller Welt lassen erkennen, dass Bakterien der Mund- und Darmflora leicht zwischen Menschen übertragen werden – sogar bei kurzen Begegnungen in der Öffentlichkeit. Über zehn Millionen Bakterienstämme wurden von Müttern und ihren Säuglingen, Mitgliedern desselben Hauses oder Menschen in Gemeinschaften geteilt.
Wie erwartet war die Mutter-Kind-Übertragung am häufigsten: Sie teilten etwa die Hälfte ihrer Bakterienstämme miteinander. 16 Prozent davon stammten nachweislich von der Mutter. Dies blieb bis ins hohe Erwachsenenalter so, wenn auch in geringerem Maße: Im Alter von 30 Jahren hatten die Teilnehmenden im Schnitt noch etwa 14 Prozent der ursprünglichen Bakterienstämme der Mutter, und selbst mit 85 Jahren war davon noch einige vorhanden. Im Laufe des Lebens nahmen andere Personen im Haushalt einen zunehmend größeren Einfluss auf die Zusammensetzung des Mikrobioms. Insgesamt wurden etwa 12 Prozent der im Darm und 32 Prozent der im Mund gefundenen Bakterienstämme mit anderen Personen im Haushalt geteilt. Ähnliche Lebensstilfaktoren reichten nicht aus, um diese Ergebnisse zu erklären.
Manche Bakterien haben gesundheitliche Vorteile, andere machen dagegen anfällig für Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Krebs. „Der Nachweis, dass das Mikrobiom geteilt wird, könnte darauf hindeuten, dass einige dieser Krankheiten, die derzeit als nicht übertragbar gelten, zumindest bis zu einem gewissen Grad ansteckend sein könnten“, sagte Dr. Nicola Segata von der Universität Trient.
Quelle: DOI 10.1038/s41586-022-05620-1