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15.11.2024
Krankheiten wie entzündliche Darmerkrankungen oder Dickdarmkrebs werden mit einem Überwuchern bestimmter Darmbakterien in Verbindung gebracht, die als Krankheitstreiber gelten. Ein intelligenter Algorithmus, der durch maschinelles Lernen die Dichte von Darmbakterien (mikrobielle Belastung) aus Darmmikrobiomen vorhersagen konnte, kam jedoch zu einem anderen Ergebnis: Vermutlich erklären eher Veränderungen der mikrobiellen Belastung und nicht die Krankheit selbst das Vorhandensein bestimmter Arten.
Demnach sind Unterschiede in der mikrobiellen Last entscheidend für die Bakterienzusammensetzung in Stuhlproben. Sie werden durch Faktoren wie das Alter, das Geschlecht, die Ernährung, dem Herkunftsland und die Einnahme von Antibiotika beeinflusst.
„Wir waren überrascht, dass viele Bakterienarten, die bisher mit Krankheiten in Verbindung gebracht wurden, stärker durch Veränderungen in der mikrobiellen Last erklärt werden konnten. Das deutet darauf hin, dass diese Arten eher mit Symptomen wie Durchfall oder Verstopfung assoziiert sind und nicht direkt mit den Krankheiten selbst“, sagte Peer Bork vom Europäischen Labor für Molekularbiologie (EMBL) in Heidelberg. Er hat die Ergebnisse zusammen mit seiner Forschungsgruppe in dem renommierten Fachblatt „Cell“ veröffentlicht.
Die mikrobielle Last wird schon lange erforscht, aber die Analyse ist teuer und aufwendig. Die Forschenden umgingen diese Hürde mit dem Algorithmus, der die mikrobielle Last anhand der Zusammensetzung des Mikrobioms vorhersagt. Michael Kuhn vom EMBL erklärte: „Wir hatten das Glück, Zugang zu zwei großen Datensätzen zu haben, in denen dies bereits experimentell erfasst war. Wir wollen unsere Daten für die Forschung zugänglich machen, damit künftig alle Studien zur Darmmikrobiota die mikrobielle Last vorhersagen können.“
Quelle: DOI: 10.1016/j.cell.2024.10.022