14.04.2020
Eine überstandene Covid-19-Erkrankung schützt möglicherweise nicht immer vor einer erneuten Infektion mit SARS-CoV-2. Mittlerweile sorgen mehrere Berichte über genesene Covid-19-Patienten, die erneut positiv auf das neue Coronavirus getestet wurden, für Diskussionen in der Fachwelt. Zurzeit sind verschiedene Ursachen dafür denkbar.
Die Fallberichte widersprechen der Annahme, dass Menschen nach einer Covid-19-Erkrankung mindestens ein bis zwei Jahre immun gegen eine erneute Infektion sein sollten. Nach Meinung der meisten Fachleute sei es jedoch nicht plausibel, dass eine erneute Infektion stattgefunden habe. Sie diskutieren, ob es sich möglicherweise bei den Fällen eventuell um eine Reaktivierung des Erregers handelt. Dazu müsste das Virus im Körper eines Infizierten überdauern, ohne in Nasen-Rachen- oder sonstigen Abstrichen nachweisbar zu sein. Erst bei einer Schwächung des Immunsystems käme es wieder zum Vorschein – ähnlich wie das beispielsweise bei Lippenherpes oder Gürtelrose passiert.
"Es ist noch unklar, was wir dort genau sehen", sagte Professor Dr. Lothar Wieler, der Präsident des Robert-Koch-Instituts. Eine weitere mögliche Erklärung des Phänomens sei, dass das erste Testergebnis falsch negativ gewesen sei. Eine andere Möglichkeit bestehe darin, dass Covid-19-Patienten nach überstandener Erkrankung noch eine Weile lang Viruserbgut von SARS-CoV-2 ausschieden, das aber nicht mehr ansteckend sei.
Momentan wisse niemand, ob alle genesenen Covid-19-Patienten immun gegen SARS-CoV-2 seien und wie lange die Immunität gegebenenfalls anhalte. Hierfür gebe es lediglich Hinweise von anderen Coronaviren. "Wenn Menschen immun sind, wäre es großartig, das zu wissen", sagte Wieler. Derzeit sei aber über den Immunitätsstatus von Genesenen noch zu wenig bekannt.
am/PZ/RF