02.08.2012
Die wichtigste der unausgesprochenen Verhaltensregeln für Reisende und Pendler lautet demnach: Wenn noch Plätze frei sind, setzt man sich nicht neben jemand anderen. Doch was, wenn alle Reihen gefüllt sind und noch mehr Passagiere zusteigen? Manch einer versucht mit ausgetüftelten Strategien seinen Doppelsitzplatz zu verteidigen.
Eine Strategie ist zum Beispiel, den Augenkontakt mit anderen Menschen zu vermeiden oder mit ausgestreckten Beinen besonders raumgreifend zu sitzen. Andere positionieren eine große Tasche auf dem leeren Sitz, so dass er besetzt wirkt. Oder sie breiten ihre Habseligkeiten auf dem Nachbarplatz aus, so dass es umständlich viel Zeit benötigt, sie wieder einzupacken. Ein Mantel auf dem Nachbarsitz soll suggerieren: Hier sitzt schon jemand.
Manche setzen sich bewusst auf den Gangplatz, schalten ihren MP3-Player an und tun so, als würden sie nichts hören. Ähnlich ist es bei Reisenden, die sich schlafend stellen. Wer weckt schon jemanden, wenn noch Plätze neben wachen Personen frei sind? Wer mit leerem Blick aus dem Fenster starrt und dabei vielleicht noch ein bisschen verrückt wirkt, wird ebenfalls seltener angesprochen. Manche greifen sogar zu einer Lüge und behaupten, der Platz neben ihnen sei schon vergeben, nur um alleine bleiben.
Die Situation ändere sich jedoch schlagartig, wenn so viele Passagiere zusteigen, dass alle freien Plätze belegt werden müssen, stellte Kim fest. Dann versuche jeder, einen möglichst normalen, nett wirkenden Menschen als Nachbarn zu bekommen und unsympathische Reisende abzuwehren.
HH