06.11.2014
Kinderlähmung, medizinisch Poliomyelitis, gilt dank der Impfungen in den vergangenen 30 Jahren fast als ausgerottet. Trotzdem flackert die Krankheit immer wieder auf, wie 2010 im Kongo und in Tadschikistan oder 2011 in China. Daran sind nicht nur mangelnde Impfungen schuld, sondern auch veränderte Erreger der Kinderlähmung, die der Impfung trotzen.
Ein Team internationaler Wissenschaftler gelang es für den Ausbruch im Kongo, der sich von den anderen in der Schwere unterschied und bei dem fast die Hälfte aller Infizierten an der Krankheit starb, das verantwortliche Virus zu isolieren. In dessen Erbgut fanden die Forscher zwei bisher unbekannte Abweichungen zum herkömmlichen Poliomyelitis-Virus, durch die sich die Hüllstruktur der Viren, das sogenannte Kapsid, veränderte.
Daraufhin testeten die Wissenschaftler die Resistenz des veränderten Virus an Blutproben von 60 geimpften Personen, darunter von Freiwilligen aus Gabun, dem Nachbarstaat des Kongo, und deutschen Medizinstudenten. Es zeigte sich, dass das veränderte Kapsid es dem Immunsystem geimpfter Personen erschwere, die Viren zu bekämpfen, weil es sie nicht mehr erkenne, schreiben die Forscher im Fachblatt Proceedings of the National Academy of Science. Die in Folge der Impfung gebildeten Antikörper der Testpersonen konnten gegen den Virenstamm aus dem Kongo weniger ausrichten als gegen herkömmliche Virusstämme. Die Wissenschaftler vermuten, dass 15 bis 30 Prozent der Testpersonen bei dem Kongo-Ausbruch trotz ihrer Impfung nicht geschützt gewesen wären.
Veränderte Stämme des Poliomyelitis-Virus zirkulierten zwar zweifelsohne in der Natur, seien aber sehr selten, so die Forscher. Dennoch fürchten sie, dass diese Virusvarianten in Zukunft häufiger auftreten und auch bei geimpften Menschen zu einem Ausbruch der gefährlichen Krankheit führen könnten. Sie plädieren daher für eine noch genauere Überwachung, um die gefährliche Krankheit endgültig ausrotten zu können.
HH