15.05.2020
Auch beim Telefonieren gestikulieren viele Menschen, obwohl ihr Gegenüber gar nicht anwesend ist. Das ist keineswegs sinnlos, wie US-Forscher im Fachblatt „PNAS“ schreiben, denn wenn Menschen ihre Hände und Arme beim Sprechen bewegen, nehmen Zuhörer das wahr – selbst wenn sie den Sprecher nicht sehen können.
Bei der Bewegung von Armen und Händen ändern sich Tonhöhe und Lautstärke einer Stimme – bei einer Handgelenksbewegung nur wenig, bei einer Armbewegung ein bisschen mehr. Für die Studie erzeugten je drei Männer und Frauen einen monotonen Klang („aaaa“), während sie verschiedene Hand- und Armbewegungen machten. Dreißig Testpersonen, die sich die Aufnahmen später anhörten, errieten nicht nur, welche Bewegungen gemacht wurden, sondern konnten diese oft auch gleichzeitig nachahmen. Wim Pouw von der Universität Connecticut beschreibt die Beobachtungen: „Die Probanden nahmen nicht nur die Geschwindigkeit der Bewegung auf, sondern sie hörten auch, wo sie stattfand.“
Pouw erklärt, dass Bewegungen Vibrationen im Körper verursachen, die durch das Bindegewebe in die Lunge übertragen werden und dort die Tonhöhe beeinflussen. Zudem müssen Rumpfmuskeln das Gleichgewicht aufrechterhalten, wenn die Arme bewegt werden: „Wenn Sie beispielsweise die Bewegung Ihres Arms stoppen, werden plötzlich andere Muskeln angespannt, um zu verhindern, dass Ihr Körper umfällt. Zu diesen Muskeln, die das Gleichgewicht aufrechterhalten, gehören Muskeln um Ihre Lunge. Wenn Sie eine Stimme hören, hören Sie buchstäblich Aspekte des gesamten Körpers einer Person.“
ZOU