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16.08.2023
Bei einer Narkose muss der Magen leer sein, damit während der Anästhesie keine Nahrung und Flüssigkeit in die Lunge gelangen können, denn solch eine Lungenaspiration kann Lungenschäden und Infektionen nach sich ziehen, die teils lebensbedrohlich verlaufen. Der Wirkstoff Semaglutid verlangsamt die Magenentleerung extrem, und Anästhesisten sehen immer mehr Patienten, deren Magen deswegen bei der Narkose noch voll ist – selbst wenn sich die Personen an die Anweisung gehalten haben, sechs bis acht Stunden vor der OP nichts mehr zu essen. Sogar bei Patienten, die 20 Stunden vorher nichts mehr gegessen hatten, kam es zu Problemen.
Im Juni hat die American Society of Anaesthesiologists deshalb die Empfehlung veröffentlicht, dass Patienten vor einer Operation auf die Einnahme von Semaglutid verzichten sollten. Doch darüber, wie lange das sein sollte, streiten Experten noch. Die Empfehlung, das Medikament als Tablette einen Tag und als Spritze eine Woche vorher abzusetzen, könnte zu kurz sein: Einer kleinen Studie aus Brasilien zufolge hatte etwa ein Viertel der Patienten, die Semaglutid einnahmen, auch nach zehntägigem Absetzen des Medikaments während des Eingriffs noch Essensreste im Magen.
„Wenn Sie dieses Medikament einnehmen und eine Operation benötigen, müssen Sie einige zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen treffen“, rät Dr. Ion Hobai, Anästhesist am Massachusetts General Hospital in Boston, der als einer der Ersten auf dieses Problem gestoßen war.
Nach etwa drei Wochen ohne erneute Gabe sind noch 10 Prozent des Wirkstoffs im Körper vorhanden. „Wenn 90 Prozent verschwunden sind, sollte hoffentlich alles wieder normal werden“, sagte Dr. Philip Jones, Anästhesist an der Mayo Clinic Florida. Das ist allerdings nicht so einfach: Zum einen weiß man nicht unbedingt drei Wochen vorher, dass man operiert werden muss, und zum anderen benötigen Menschen, die Semaglutid gegen Diabetes einnehmen, in dieser Zeit andere Medikamente zur Blutzuckerkontrolle.