20.04.2017
Wurden die zwei nicht-essenziellen Aminosäuren Serin und Glycin aus dem Futter von Mäusen verbannt, verlangsamte sich das Wachstum von Darmtumoren und Lymphomen und die Mäuse überlebten länger. Dies berichten britische Krebsforscher im Fachblatt Nature. Aminosäuren sind die Bausteine von Eiweißen. Während essenzielle Aminosäuren mit der Nahrung aufgenommen werden müssen, kann der Körper nicht-essenzielle Aminosäuren selbst herstellen. So sind normale Zellen in der Lage, Serin und Glycin eigenständig in ausreichenden Mengen zu produzieren. Dagegen scheinen manche Krebszellen deutlich stärker darauf angewiesen zu sein, diese wichtigen Protein-Bausteine über die Nahrung zu erhalten.
Wie die Forscher in dem Fachblatt schreiben, machte die Spezial-Diät manche Krebszellen anfälliger für reaktive Sauerstoffverbindungen, deren Konzentration in den Zellen durch Chemo- oder Radiotherapie erhöht wird. Die Studienergebnisse deuten daher darauf hin, dass eine spezielle Ernährung konventionelle Krebstherapien effektiver machen könnte. Weniger wirkungsvoll war die Diät dagegen bei Tumoren, bei denen ein bestimmtes Gen aktiviert war und zu denen beispielsweise die meisten Formen von Bauchspeicheldrüsenkrebs gehören. Das fehlerhafte Gen verbessere die Fähigkeit von Krebszellen, selbst Serin und Glycin herzustellen, so die Forscher.
In einem nächsten Schritt müsste in klinischen Studien mit Krebspatienten untersucht werden, ob sich die Ergebnisse der Tierstudie auf Menschen übertragen lassen und ob eine solche Therapie machbar und sicher wäre. Der Eingriff in die Ernährung sollte allerdings nur unter strikter Kontrolle und Beobachtung von Ärzten durchgeführt werden, betont Professor Karen Vousden von Cancer Research UK. Die menschliche Ernährung sei komplex und Eiweißstoffe seien lebenswichtig, so die Krebsexpertin. Das bedeutet, dass Patienten diese speziellen Aminosäuren nicht gefahrlos in Eigenregie weglassen können.
HH