30.05.2017
Forscher aus der Schweiz und Deutschland haben ein Designer-Virus entwickelt, das dabei helfen könnte, Krebs zu bekämpfen. Die künstlichen Viren helfen dem Immunsystem auf die Sprünge, indem sie es alarmieren und dazu bringen, Killerzellen auszusenden, die sich gegen den Tumor richten.
Damit das Immunsystem lernt, Krebszellen zu erkennen und zu bekämpfen, veränderte das Forscherteam Viren, die eine sogenannte lymphozytäre Choriomeningitis (LCM) auslösen können. Dabei handelt es sich um eine Krankheit, die Nagetiere, aber auch Menschen befallen kann. Obwohl die Infektion mit den Viren für die Versuchsmäuse nicht schädlich war, löste sie Alarmsignale aus, wie sie für Vireninfektionen typisch sind. Dies berichten die Forscher in der Fachzeitschrift Nature Communications. Zusätzlich hatten sie spezielle Eiweißstoffe in die Viren integriert, die sonst nur in Krebszellen zu finden sind. Eine Infektion mit dem so ausgestatteten Virus ermöglichte es dem Immunsystem, die Krebsproteine als gefährlich zu erkennen. Die Kombination von Alarmsignalen und Tumorproteinen stimulierte die Freisetzung von Killerzellen, die Krebszellen anhand des Proteins erkannten und erfolgreich zerstörten.
Die Forscher hegen nun die Hoffnung, dass ihre Ergebnisse die Basis für innovative Krebstherapien sein könnten. Immuntherapien würden schon seit einigen Jahren erfolgreich zur Behandlung von Krebs eingesetzt. Sie enthemmten quasi die Körperabwehr und unterstützen das Immunsystem in seinem halbherzigen Kampf gegen den Krebs. Denn anders als bei einer Vireninfektion, bei der die körpereigene Abwehr auf Hochtouren läuft, lösten die meisten Krebszellen nur eine begrenzte Abwehrreaktion aus und können deshalb ohne nennenswerten Widerstand wachsen, so die Forscher. Eine Möglichkeit, das Immunsystem so zu stimulieren, dass es gezielt und mit voller Kraft gegen Krebszellen vorgehe, sei bislang jedoch ein fernes Ziel gewesen.
HH