20.05.2015
Britische Forscher haben herausgefunden, dass Oxytocin, das oft als Liebes-, Kuschel- oder Bindungshormon bezeichnet wird, offenbar sehr ähnlich wirkt wie Alkohol. Die oft verwendeten positiven Namen für den Nervenbotenstoff würden seine dunkleren Seiten jedoch verbergen, warnen sie.
Der ähnlichen Wirkung von Alkohol und Oxytocin kamen die Forscher in einer Übersichtsarbeit auf die Spur. Demnach wirken beide Stoffe auf Nervenschaltkreise im Gehirn, die eine Rolle dabei spielen, wie wir Stress oder Ängste wahrnehmen. Speziell gelte dies für soziale Situationen, wie zum Beispiel bei einem Bewerbungs- oder Auswahlgespräch oder der Frage nach einer Verabredung, erläutert Dr. Ian Mitchell von der University of Birmingham. Unter dem Einfluss von Oxytocin oder Alkohol könnten solche Situationen weniger beängstigend wirken, so der Psychologe. Das Potenzial, Ängste zu unterdrücken, könne erklären, warum manch einer zu einem Glas Alkohol greife, um sich vor einer schwierigen Situation Mut anzutrinken. Werde Oxytocin über die Nase aufgenommen, scheine das Hormon einen ganz ähnlichen Effekt zu haben, schreiben die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Neuroscience and Biobehavioral Reviews.
Allerdings warnen die Forscher all jene, die damit liebäugeln, ihr Selbstbewusstsein mit einer der beiden Substanzen aufzupolieren. Denn unabhängig von den gesundheitlichen Risiken des Alkoholtrinkens gebe es auch weniger wünschenswerte Effekte, die sowohl Alkohol als auch Oxytocin fördern können. So könnten beide Substanzen Menschen aggressiver machen, prahlerischer und neidischer gegenüber jenen, die sie als Konkurrenten betrachten, warnen die Forscher. Darüber hinaus könnten sie Angstgefühle beeinflussen, die uns normalerweise davon abhalten, etwas Riskantes zu tun oder Ärger zu bekommen. Eine Dosis Alkohol oder Oxytocin beeinflusse zudem, wie wir mit anderen Menschen, auch Fremden, umgehen, weil die Substanzen andere vertrauenswürdiger erscheinen lassen.
HH