02.04.2012
Es würde nicht nur den kleinen Nagern, sondern auch den Forschungsergebnissen gut tun, wenn Wissenschaftler es ihren Labormäusen ein wenig gemütlicher machen würden. Diese Ansicht vertritt Professor Dr. Joseph Garner von der Stanford University School of Medicine (USA). So liefern Labormäuse, die sich wohlfühlen, andere Ergebnisse als gestresste.
"Wenn Sie einen Arzneistoff entwickeln wollen, der kranken Menschen hilft, können Sie ihn nicht an Kälte-gestressten Mäusen testen, die ihre Stoffwechselrate entsprechend erhöhen müssten", sagte Garner. So würde sich zum Beispiel auch der Leberstoffwechsel verändern, der für Um- und Abbau von Arzneistoffen eine Rolle spiele. Der Professor schlägt eine einfache Lösung vor: Da man die Temperatur in den Laboren nicht einfach erhöhen könne, sollte man den Mäusen Materialien zum Nestbau zu Verfügung stellen. "Warum lässt man sie nicht das tun, was sie auch in freier Wildbahn tun würden", sagte er. Mäuse enterten sogar Tiefkühltruhen mit Lebensmitteln, aber sie überlebten, weil sie sich gemütliche, warme Nester bauen könnten.
In einer Studie zeigten Mäuse, die es sich in ihren Laborkäfigen gemütlicher machen konnten als ihre Artgenossen, merkliche Veränderungen: Sie fraßen weniger, weil sie keine zusätzlichen Kalorien benötigen, um nicht zu frieren; sie waren beschäftigt, weil sie ihre Nester häufiger umbauten, bis sie sie gemütlich genug fanden und die Aktivitäten von Stoffwechsel und Immunsystem normalisierten sich. Darüber hinaus ließen sich die kleinen Nager auch besser beobachten. Das Nest sage sehr viel über die Tiere aus, so die Wissenschaftler – wenn man diese Sprache verstehe.
In manchem seien Mäuse wie Menschen, sagte Garner. So zog es manche Mäuse in wärmere Gegenden innerhalb der Käfige, und sie nahmen dazu das ganze Nest mit – wie Menschen, die mit ihrem Kopfkissen in den Urlaub führen, meinte er.
MP