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21.10.2024
Immer wieder gibt es Fallberichte über Leberschädigungen, die nach einer längeren Anwendung von hochdosierten Kurkuma-Präparaten auftreten. So berichtete die Ärzte Zeitung im März über eine Leberschädigung bei einer 36-jährigen Amerikanerin: Sie litt bei ihrer Einweisung in die Klinik an fortschreitender Gelbsucht und starkem Juckreiz. Die Frau hatte keine Autoimmunerkrankung, trank kaum Alkohol, rauchte nicht und nahm weder Arzneimittel noch Drogen ein.
Allerdings hatte sie in den sechs Monaten zuvor jeden Tag 30 Milliliter eines flüssigen Nahrungsergänzungsmittels mit Kurkuma eingenommen. Das entspricht 2 Gramm Kurkuma-Extrakt laut Kennzeichnung des Präparats. Der Grund für die Einnahme waren sportbedingte Knieschmerzen. Die Betroffene hatte über schmerzlindernde Effekte von Kurkuma gelesen und die Einnahme daraufhin eigenmächtig begonnen.
Stark erhöhte Leberwerte
Die Leberwerte waren so stark erhöht, dass die behandelnden Ärzte eine hepatozelluläre Leberschädigung diagnostizierten. Eine Infektion oder andere Erkrankung als Ursache wurden ausgeschlossen. Nach dem Absetzen des Kurkuma-Präparats stabilisierten sich ihre Leberwerte langsam. Nach sechs Monaten waren die Werte eines Leberfunktionstestes wieder normal. Die 36-Jährige hatte die Dosierungsangaben des Herstellers befolgt – allerdings hatte dieser keine Angaben zur Anwendungsdauer gemacht.
Es ist nicht der erste Fall einer Leberschädigung unter Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Kurkuma. Bereits im Oktober 2022 bezeichneten Forschende Kurkuma-assoziierte Leberschäden im „American Journal of Medicine“ als wachsendes Problem und stellten zehn solcher Fälle aus den Jahren 2011 bis 2017 vor, von denen eine Person an akutem Leberversagen starb.
Vorsicht bei Präparaten mit Piperin
Die Verdachtsfälle von Leberschäden wurden überwiegend nach der Einnahme von Präparaten mit verbesserter Bioverfügbarkeit beobachtet, berichtete das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bereits in einer Stellungnahme von 2021: Viele dieser Präparate enthalten das wirkverstärkende Piperin aus Schwarzem Pfeffer. Der Naturstoff, der die Bioverfügbarkeit von Kurkuma deutlich verbessert, besitzt jedoch eine eigene toxikologische Relevanz: Im Rahmen einer Bewertungen kamen Experten des BfR zu dem Ergebnis, dass eine tägliche Zufuhr von 2 Milligramm Piperin pro Person und Tag bei Erwachsenen mit einem Körpergewicht von 70 kg nicht überschritten werden sollte.
Curcumin: Nicht mehr als 3 mg/kg Körpergewicht pro Tag
Was die Dosierung von Curcumin angeht, empfiehlt das BfR: Insgesamt soll langfristig nicht mehr als 3 mg Curcumin pro Kilogramm Körpergewicht und Tag eingenommen werden – inklusive der Mahlzeiten. Bei Präparaten mit verbesserter Bioverfügbarkeit sei zudem noch weitere Forschungsarbeit nötig, um eine sichere Dosierung abzuleiten. Dabei seien unter anderem die Hersteller in der Verantwortung, die Sicherheit ihrer Produkte durch geeignete Untersuchungen zu prüfen, so das BfR.
Generell wird Kurkuma als sicher eingestuft und wird bekannterweise auch teelöffelweise beim Kochen verwendet. Das enthaltene Curcumin ist jedoch relativ instabil und schlecht wasserlöslich, sodass die Bioverfügbarkeit bei Verwendung in der Küche nicht allzu hoch ist. Nahrungsergänzungsmittel sind mitunter jedoch deutlich höher dosiert als bei der küchenüblichen Verwendung
Quellen: DOI: 10.7326/aimcc.2023.0090; DOI: 10.1016/j.amjmed.2022.09.026, DOI 10.17590/20211214-121912