05.11.2019
Masern können gefährliche Komplikationen mit sich bringen und sogar tödlich verlaufen. Aber nicht nur das: Nach einer überstandenen Infektion kann das Immunsystem über Monate und sogar Jahre hinweg beeinträchtigt sein, denn die Masernviren löschen Teile des sogenannten immunologischen Gedächtnisses. Dadurch ist die körpereigene Abwehr anschließend auch gegen andere Erkrankungen weniger gut gewappnet. Wer geimpft ist, hat dies nicht zu befürchten.
Eine Studie aus Großbritannien hatte gezeigt, dass das Immunsystem von 10 bis 15 Prozent der Kinder, die an Masern erkrankt waren, bis zu fünf Jahre später noch deutlich beeinträchtigt war. Wissenschaftler des Paul-Ehrlich-Instituts in Deutschland, aus Großbritannien und den Niederlanden sind nun dem Rätsel weiter auf die Spur gekommen, warum man nach einer Maserninfektion häufiger an anderen Infektionen wie einer Mittelohr- oder Lungenentzündungen erkrankt.
Die Forscher haben Immunzellen untersucht, die für die Antikörperproduktion zuständig sind. Von diesen Zellen wandern nach einer überstandenen Infektion sogenannte Gedächtniszellen durch den Körper, die später eine erneute Infektion erkennen und zu einer schnellen Beseitigung der Krankheitserreger führen. Das ist der Grund dafür, dass man an einigen Krankheiten nicht zweimal oder beim nächsten Mal weniger stark erkrankt. Bei etwa zehn Prozent der Personen, die eine Maserninfektion durchgemacht hatten, waren diese Gedächtniszellen zu einem großen Teil verlorengegangen, und es fanden sich vermehrt unreife Immunzellen.
Dies konnten die Forscher auch in einem Tierversuch zeigen: Sie impften Frettchen gegen Grippe und infizierten einen Teil der Tiere anschließend mit einem masernähnlichen Virus (Hundestaupevirus). Diese Tiere verloren einen Großteil der Grippe-Antikörper, und als sie später mit Grippeviren infiziert wurden, erkrankten sie im Vergleich zu den Tieren ohne überstandener Hundestaupe-Infektion schwerer an Grippe – obwohl alle Tiere anfangs gegen Grippe geimpft worden waren.
ZOU