12.04.2018
Die Gründe für Einnahmefehler sind vielfältig: Mal liegt es daran, dass es Probleme beim Öffnen der Verpackungen und mit der Handhabung gibt. Dies passiert häufiger bei älteren Patienten, die nicht mehr genug Kraft in den Händen und Fingern haben oder deren Motorik eingeschränkt ist. Bei einer Unterdosierung wirkt das Medikament jedoch gar nicht oder nur unzureichend. Wird es überdosiert, kann dies zu verstärkten Nebenwirkungen oder auch zu Folgeerkrankungen führen.
Apotheke unterstützt bei der Handhabung
Die Apotheke vor Ort kann Patienten, die motorisch eingeschränkt sind, bei der Handhabung von Arzneimitteln unterstützen und so Fehldosierungen vermeiden. So gibt es in der Apotheke zum Beispiel Hilfsmittel wie Entblisterer, Tablettenteiler, Augentropfhilfen oder Tubenausquetscher bis hin zu elektronischen Tropfenzählgeräten, die das genaue Abzählen der Tropfen erleichtern.
Tipp: Patienten mit einer Sehbeeinträchtigung können die Tropfen in einen leeren Plastikbecher geben und die Tropfenzahl akustisch kontrollieren. Auch Beipackzettel in vergrößerter Schrift oder Unterstützung beim Öffnen von kindergesicherten Verschlüssen werden in der Apotheke angeboten. Wer dazu neigt, die Einnahme seiner Medikamente zu vergessen, dem ist ein Wochen- oder Tagesdispenser zu empfehlen. Eine solche Box gibt dem Patienten einen Überblick darüber, welche Medikamente bereits eingenommen wurden und welche noch eingenommen werden müssen.
Tabletten nicht eigenmächtig teilen
Häufige Fehlerquellen liegen bereits bei der Einnahme von Tabletten. So sollten diese niemals eigenmächtig geteilt werden, da eine Tablette immer als Einzeldosierung abgestimmt ist. Soll eine Dosis jedoch langsam gesteigert oder ausgeschlichen werden, gibt es dafür extra teilbare Tabletten, welche durch eine Bruchkerbe in definierte Stücke halbiert werden können. Dies ist je nach Arznei durch Fingerdruck oder mit einem Tablettenteiler möglich – das Zerschneiden mit einem Küchenmesser ist hingegen gefährlich und nicht zu empfehlen.
Tabletten sollten zur weiteren Lagerung zudem nicht bereits im Voraus geteilt werden. Stattdessen sollten die Reste einer bereits geteilten Tablette zurück in den Blister gedrückt oder in einem Tablettenteiler beziehungsweise Dispenser aufbewahrt werden. Hierbei ist es wichtig, das Dispenserfach gleich richtig zu beschriften, damit die Tablettenhälfte zugeordnet werden kann. Sind die Tabletten hingegen Licht und Feuchtigkeit ausgesetzt, kann dies den Wirkstoff beeinflussen.
Die richtige Anwendung flüssiger Arzneien
Um flüssige Arzneien richtig einzunehmen, kann man Messlöffel mit gut sichtbarer Graduierung oder auch Kolbendosierpipetten verwenden. Kolbendosierpipetten werden mit passenden Steckvorrichtungen in die Flaschenöffnung gesteckt und durch Umdrehen der Flasche befüllt. Flüssige Medikamente werden grundsätzlich zusammen mit einem Glas Wasser eingenommen. Außerdem ist es hilfreich, die Tropfen in einen leeren Plastikbecher zu geben, so lässt sich die Tropfenzahl akustisch kontrollieren. Das hilft vor allem Patienten mit einer Sehbeeinträchtigung.
Suspensionen, zum Beispiel manche Nasensprays, Augentropfen oder Dosieraerosole, müssen vor der Anwendung geschüttelt werden, damit sich die enthaltenen Partikel gleichmäßig verteilen können. Das Medikament muss dann sofort verwendet werden, damit sich die Wirkstoffe nicht wieder am Boden absetzen.
Die Anwendung von Augentropfen kann man sich zum Beispiel mit einer Wimpernzange erleichtern, die als Quetschhilfe dient.
Stammapotheke kann helfen
Wer in einer Stammapotheke betreut wird, hat den Vorteil, dass alle abgegebenen verschreibungspflichtigen Medikamente und die rezeptfreien Arzneimittel hinsichtlich ihrer Wechselwirkungen überprüft werden können. Neue Tabletten oder eine geänderte Dosierung werden so direkt mit dem Patienten besprochen. Es werden zum Beispiel Doppelverordnungen durch mehrere Ärzte schneller erkannt und der Apotheker kann einschreiten, sodass es nicht zu einer Überdosierung kommt.
AK Niedersachsen/NK