01.06.2015
Von einem Etikettenschwindel in Bezug auf den Entwurf zum E-Health-Gesetz sprach Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Deutschen Bundesapothekerkammer, bei der Eröffnung eines internationalen Fortbildungskongresses in Meran. Der Gesetzentwurf berücksichtige mögliche Leistungen der Apotheken nicht.
Die Apotheker hatten angeboten, im Team mit den Ärzten für mehr Therapiesicherheit zu sorgen und an dem im Gesetz verankerten Medikationsplan mitzuwirken. Ende Mai wurde der Kabinettsentwurf des E-Health-Gesetzes beschlossen, ein Gesetz, das auch das zukünftige Medikationsmanagement regeln wird. Die Standesorganisation der deutschen Apotheker hat vielfach dargelegt, was die Apotheker dabei tun wollen und können. Denn knapp die Hälfte der Medikamente, die die Deutschen durchschnittlich einnehmen, erhalten sie ohne Rezept in der Apotheke. Nun sollen nach dem Willen des Gesetzes allein Ärzte für den Medikationsplan zuständig werden. Und Geld dafür bekommen. Wie – so fragte Kiefer – kommen die ohne Rezept gekauften Medikamente auf diese Liste? Um die Problematik zu veranschaulichen, berichtete er von einer Ärztin, die ihm kürzlich die Frage stellte: "Glauben Sie, ich rufe dann in den Apotheken an und erfrage das?"
Bei einem vollständigen Medikationsplan muss für die Therapiesicherheit die Selbstmedikation berücksichtigt werden – diese Forderung wurde im Mai dieses Jahres auch auf dem Deutschen Ärztetag laut. Der im Gesetzesentwurf beschriebene Medikationsplan sei deshalb ein Etikettenschwindel, so Kiefer. Ein entscheidender Schritt bleibe außen vor: die systematische Analyse der gesamten Medikation auf Wechselwirkungen und andere Risiken. Dass Apotheker das können, haben sie längst bewiesen, so Kiefer weiter. Beispielsweise durch Pilotprojekte zur Arzneimittelsicherheit, die sogar vom Bundesgesundheitsministerium gefördert werden. Oder bei dem Switch der Pille danach zur Rezeptfreiheit. Die Bundesapothekerkammer hatte im Vorfeld einen Beratungsleitfaden zusammengestellt und ihren Kollegen online zur Verfügung gestellt. Er wurde rund 9.000 Mal abgerufen. Auf die Apotheken könne man sich verlassen, bekräftigte Kiefer. Gerne wollen die Apotheker nach wie vor im Team mit den Ärzten zu umfassenden Medikationsmanagern werden.
JPL