08.11.2016
Chemiker und Psychologen der Universität Oslo haben eine neue Methode entwickelt, mit der sich der Gehalt an Oxytocin sehr viel präziser als zuvor bestimmen lässt. Diese hat ergeben, dass im Blut offenbar etwa 100-mal mehr Oxytocin enthalten ist, als bisher angenommen wurde. Das berichten die Forscher im Fachblatt Scientific Reports. Oxytocin im Blut bindet offenbar stark an verschiedene Proteine. Nur ein sehr kleiner Anteil ist demnach im Blutplasma und –serum gelöst. Das bedeute, dass die meisten Oxytocin-Moleküle für viele der bisherigen Messmethoden unsichtbar waren, so der Chemiker Steven Ray Wilson von der Universität Oslo. Im Rahmen ihrer Studie ist es den Forschern nun gelungen, diese Bindung zu brechen. „Proteine bestehen aus langen Molekülketten, die zu einer speziellen dreidimensionalen Struktur gefaltet sind“, erläutert Erstautor Ole Kristian Brandtzæg. Mit ihrer Methode lasse sich das Protein quasi auseinanderziehen, wodurch es das Oxytocin freisetze. Damit steht die Gesamtmenge des im Blut enthaltenen Oxytocins für Messungen zur Verfügung.
Die neuen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass viele frühere Ergebnisse zum Oxytocin unter Umständen neu bewertet werden müssten, so die Forscher. Die Entdeckung wirft zudem weitere Fragen auf, etwa welchen Einfluss das „Kuschelhormon“ hat, wenn es an Proteine gebunden ist, oder ob es in gebundener Form vielleicht die Funktion der Proteine verändert. Denkbar wäre auch, dass der Protein-Hormon-Komplex als eine Art Reservoir dient, aus dem das Hormon schnell freigesetzt wird, wenn es gebraucht wird.
HH