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Melatonin: Experten warnen vor Gesundheitsrisiken

NAS  |  12.08.2024

Nahrungsergänzungsmittel mit Melatonin sollen das Einschlafen erleichtern und den Schlaf verbessern. Die Einnahme ist jedoch mit gesundheitlichen Risiken verbunden, warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).

Tabletten auf lila Hintergrund.
Nahrungsergänzungsmittel mit Melatonin sollten nicht unbedacht und vor allem nicht langfristig eingenommen werden.
© Jorge Martinez, iStockphoto

Ob Kapseln, Säfte, Tees oder Gummibärchen: Es gibt zahlreiche Produkte mit Melatonin, die den Schlaf verbessern sollen. Ganz unbedenklich ist der Inhaltsstoff aber nicht: Das BfR rät nach einer Bewertung der vorhandenen wissenschaftlichen Daten vor allem Schwangeren, Stillenden, Kindern, Jugendlichen oder Personen mit bestimmten Vorerkrankungen von der eigenständigen Einnahme ab. Aber auch für gesunde Erwachsene sei eine langfristige Einnahme von Melatonin nicht empfehlenswert. „Melatoninhaltige Nahrungsergänzungsmittel sollten nicht unkritisch – insbesondere über einen längeren Zeitraum – eingenommen werden“, sagt BfR-Präsident Professor Andreas Hensel.

Mögliche Nebenwirkungen sind eine ausgeprägte Tagesmüdigkeit, verringerte Aufmerksamkeit oder verlängerte Reaktionszeiten. Dies kann etwa im Straßenverkehr oder bei bestimmten beruflichen Tätigkeiten das Unfallrisiko erhöhen. Andere mögliche unerwünschte Effekte sind unter anderem Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Bauchschmerzen oder Durchfall, Kopfschmerzen, Blutdruckabfall, eine verminderte Körpertemperatur, Albträume, Kraftlosigkeit und Gangunsicherheit. Besonders kritisch: Bei einigen Nahrungsergänzungsmitteln entspricht oder übersteigt die empfohlene Tagesdosis an Melatonin sogar die übliche Dosierung zugelassener melatoninhaltiger Arzneimittel.

Melatonin könnte den Blutzuckerspiegel beeinflussen

Die derzeit vorhandenen Daten aus wissenschaftlichen Studien legen nahe, dass zumindest bei einigen Personengruppen weitere gesundheitliche Beeinträchtigungen hinzukommen können. So zeigen beispielsweise Untersuchungen an Erwachsenen, dass eine einmalige Einnahme von Melatonin akut den Blutzuckerspiegel beeinflussen kann. Daraus ergibt sich die Frage, ob eine langfristige Einnahme melatoninhaltiger NEM das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöhen könnte. Das BfR empfiehlt Personen mit einem erhöhten Risiko für diese Stoffwechselerkrankung deshalb, Melatonin nur nach ärztlicher Rücksprache einzunehmen.

Kein Melatonin für Kinder und Jugendliche

Andere Untersuchungen zeigten bei Einnahme vergleichsweise niedriger Dosierung von Melatonin einen Einfluss auf verschiedene Hormone, etwa auf die Konzentration des Wachstumshormons GH. Denkbar ist daher, dass Melatonin bei Kindern und Jugendlichen zu Wachstumsveränderungen führen oder Einfluss auf die hormonelle Entwicklung haben könnte. Dies ist bislang nur unzureichend untersucht – aus diesem Grund sollten Kinder und Jugendliche nach Ansicht des BfR keine Nahrungsergänzungsmittel mit Melatonin einnehmen.

Das Gleiche gilt für Schwangere, Stillende und Frauen mit Kinderwunsch, da das Hormon auf die Ungeborenen im Mutterleib, beziehungsweise auf die Muttermilch übergeht und Babys Melatonin nur sehr langsam abbauen können.

Auch Personen mit einer Einschränkung der Leber- und/oder Nierenfunktion sowie Patienten, die an einer Autoimmunerkrankung oder an Epilepsie leiden, sollten wegen möglicher gesundheitlicher Risiken auf melatoninhaltige Nahrungsergänzungsmittel verzichten.

Gefahr einer Überdosierung auch bei gesunden Erwachsenen

Daneben gibt das BfR zu bedenken, dass es von Mensch zu Mensch erhebliche Unterschiede beim Abbau von oral aufgenommenem Melatonin gibt. Das hänge unter anderem mit dem Alter und individuellen genetischen Merkmalen zusammen. Dadurch könne es bei einigen Personen zeitweise zu deutlich erhöhten Spiegeln an Melatonin im Körper kommen – verbunden mit einem hohen Risiko für das Auftreten unerwünschter Nebenwirkungen.

Daher rät das BfR auch gesunden Erwachsenen, melatoninhaltige Produkte nicht unkontrolliert einzunehmen, insbesondere nicht regelmäßig über einen längeren Zeitraum. Generell ist es ratsam, bei Schlafproblemen, die über einen längeren Zeitraum bestehen, den Hausarzt aufzusuchen.

Quelle: Stellungnahme Nr. 038/2024 Melatoninhaltige Nahrungsergänzungsmittel: BfR weist auf mögliche Gesundheitsrisiken hin

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