09.10.2015
"Herzlichen Dank" – diese zwei Worte reichen uns aus, um die Stimme einer vertrauten Person unter anderen zu erkennen. Das gilt selbst dann, wenn die Stimmen sehr ähnlich klingen. Zu diesem Ergebnis kommt eine kanadische Studie.
Für das Experiment hörten 44 Studienteilnehmer Sprachaufnahmen von zehn männlichen Stimmen, die sich alle ähnelten. Anschließend sollten sie entscheiden, welche der Stimmen ihnen vertraut ist. Das Ergebnis erstaunte die Wissenschaftler: In 99 Prozent aller Fälle lagen die Teilnehmer richtig. "Die menschliche Hörwahrnehmung ist außergewöhnlich gut, wenn es darum geht, bekannte Stimmen zu identifizieren. Schon Babys können bei der Geburt die Stimme der eigenen Mutter erkennen und sogar den Klang fremder Sprachen unterscheiden", sagt Studienautor Julien Plante-Hébert von der University of Montreal. Für die Studie stellte er eine Serie von ähnlich klingenden Stimmen zusammen. Eine vergleichbare Technik nutzt zum Beispiel die Polizei: Sollen Augenzeugen einen Tatverdächtigen identifizieren, werden ihnen dazu verschiedene Personen vorgeführt, die sich ähnlich sehen.
Der Forscher fand heraus, dass die Teilnehmer zwar nicht in der Lage waren, die bekannte Stimme anhand von sehr kurzen Lauten zu erkennen. Hatte die Äußerung jedoch mindestens vier Silben – wie beispielsweise die zwei Worte "Herzlichen Dank" – erkannten die Teilnehmer die vertraute Stimme zu 99 Prozent. Damit können Menschen laut Plante-Hébert eine Stimme sogar besser identifizieren als Maschinen: "Selbst die beste Spracherkennungssoftware hat derzeit nur eine Erfolgsrate von 92 Prozent", sagt der Forscher. Außerdem seien Menschen im Gegensatz zu Maschinen in der Lage, eine Stimme auch in einer lauten Umgebung richtig zuzuordnen, da das Gehirn Umgebungsgeräusche filtern könne.
NK