Dr. Karen Zoufal
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01.10.2021
151 Personen, die mindestens sechs Monate lang unter Rückenschmerzen gelitten hatten, wurden in drei Gruppen aufgeteilt. In der Behandlungsgruppe waren 66 Prozent nach zwei Monaten ganz oder nahezu schmerzfrei, im Vergleich zu 20 Prozent bei einer Placebo-Behandlung und 10 Prozent ohne Behandlung. Bei den meisten hielt der Effekt mindestens ein Jahr lang an. Das Ausmaß und die Dauer der Linderung der chronischen Schmerzen war durch die psychologische Behandlung teilweise sogar größer als bei starken Schmerzmitteln, deren Wirkung in vielen Fällen nur mäßig ist und nicht langfristig anhält.
Die Teilnehmer der Behandlungsgruppe hatten acht einstündige Sitzungen absolviert, in denen sie darüber aufgeklärt wurden, welche Rolle das Gehirn bei der Entstehung chronischer Schmerzen spielt. Zudem lernten sie, ihre Schmerzen bei Bewegungen, vor denen sie Angst hatten, anders zu bewerten und mit Emotionen umzugehen, die ihren Schmerz möglicherweise verstärkten.
„Lange dachten wir, dass chronische Schmerzen in erster Linie auf Probleme im Körper zurückzuführen sind, und die meisten Behandlungen haben sich bisher darauf konzentriert. Diese Behandlung basiert auf der Prämisse, dass das Gehirn Schmerzen erzeugen kann, wenn gar keine Verletzung vorliegt oder sie bereits ausgeheilt ist, und dass Menschen diese Schmerzen verlernen können. Unsere Studie zeigt, dass es funktioniert“, sagte Dr. Yoni Ashar von der Universität Colorado.
Ungefähr 85 Prozent der Menschen mit chronischen Rückenschmerzen haben sogenannte „primäre Schmerzen“. Das bedeutet, dass keine eindeutige körperliche Ursache gefunden wird. Dies liegt manchmal daran, dass bei chronischen Schmerzpatienten bestimmte Nervenverbindungen sensibilisiert sind und schon bei leichten Reizen überreagieren. Das Ziel der Behandlung ist, diese Gehirnnetzwerke so zu verändern, dass sie den Schmerz nicht mehr verstärken.
Quelle: DOI 10.1001/jamapsychiatry.2021.2669