Baby & Familie

Mittelohrentzündung

Natascha Schleif  |  21.12.2024 10:27 Uhr

Eine akute Mittelohrentzündung zählt zu den häufigsten Krankheiten im Baby- und Kleinkindalter. Die Krankheit beginnt typischerweise sehr plötzlich mit Fieber, starken Ohrenschmerzen und Hörproblemen.

Ärztin, untersucht das Ohr eines kleinen Mädchens.
Starke Ohrenschmerzen und Probleme mit dem Hören sind typische Symptome einer Mittelohrentzündung.
© Ivan-balvan/iStockphoto

1. Überblick

Eine akute Mittelohrentzündung (Otitis media) ist eine häufige Kinderkrankheit: Fast jedes Kind trifft es bis zu einem Alter von drei Jahren mindestens einmal. Ältere Kinder und Erwachsene leiden seltener unter einer Mittelohrentzündung. Meist tritt die Erkrankung im Zusammenhang mit einer Erkältung oder anderen Infektion auf, zum Beispiel einer Rachen- oder Mandelentzündung. In den meisten Fällen heilt eine Mittelohrentzündung nach einigen Tagen von allein wieder ab. Die Entzündung kann einseitig auf einem Ohr oder auf beiden Ohren gleichzeitig auftreten und ist nicht ansteckend. 

2. Symptome

Eine akute Mittelohrentzündung startet häufig sehr plötzlich. Typische Symptome sind: 

  • starke Ohrenschmerzen, ein- oder beidseitig

  • Fieber über 38° C 

  • Schlechtes Hören

  • Schlafprobleme und Appetitverlust

  • Abgeschlagenheit

Betroffene Babys und Kleinkinder sind oft unruhig, weinen viel, schütteln den Kopf oder fassen sich an die Ohren, wenn sie eine Mittelohrentzündung haben. Viele Kinder wachen nachts zudem häufig auf, weil sie unter starken Ohrenschmerzen leiden. Manche Kinder klagen auch über Bauchschmerzen oder müssen sich übergeben. Manchmal tritt auch ein Sekret aus dem Ohr. 

3. Verlauf

In der Regel heilt eine akute Mittelohrentzündung innerhalb von zwei bis drei Tagen von selbst ab. Wenn die Flüssigkeit im Mittelohr zu stark auf das Trommelfell drückt, kann es einreißen: Dann fließt das zähe, manchmal auch eitrige Sekret in den Gehörgang. Weil der Druck wegfällt, lassen die starken Ohrenschmerzen augenblicklich nach. Der Riss im Trommelfell verheilt meist innerhalb von spätestens zwei Wochen von selbst.

Wenn eine Mittelohrentzündung über mehrere Wochen anhält, spricht man von einer chronischen Otitis media. Schmerzen und Fieber klingen dabei zwar ab – die Flüssigkeit bleibt aber im Mittelohr. Bei vielen Kindern fließt auch immer mal wieder eitriges Sekret aus dem Ohr.

In sehr seltenen Fällen kann es bei einer Mittelohrentzündung zu Komplikationen kommen. Die häufigste ist die sogenannte Mastoiditis: Dabei breiten sich die Erreger und befallen die Zellen des knöchernen Warzenfortsatzes des Schläfenbeins. Typische Symptome sind Schmerzen und eine Schwellung hinter der Ohrmuschel, wo sich das Schläfenbein befindet. Durch die Schwellung sieht es oft so aus, als würde das Ohr abstehen. In diesem Fall muss umgehend ein Arzt aufgesucht werden, da eine Mastoiditis mit Antibiotika behandelt werden muss. 

4. Ursachen

Einer Mittelohrentzündung geht meist eine Erkältung oder andere Infektion voraus: Die Krankheitserreger, in der Regel Viren oder Bakterien, steigen dabei aus dem Nasen-Rachenraum ins Mittelohr auf. Die Schleimhäute im Ohr entzünden sich und schwellen an und es bildet sich vermehrt Flüssigkeit, die nicht mehr abfließen kann. Dieses Sekret staut sich im Mittelohr und kann Hörprobleme und starke Schmerzen verursachen. 

Da bei Babys und Kleinkindern die Ohrtrompete, die den Nasen-Rachen-Raum mit der Paukenhöhle im Mittelohr verbindet, kürzer und enger ist als bei Erwachsenen, sind sie häufiger betroffen. Es gibt noch weitere Risikofaktoren für eine Mittelohrentzündung: 

  • Enger Kontakt zu anderen Kindern in den ersten drei Lebensjahren 

  • Häufiger Gebrauch von Schnullern, da diese die Druckverhältnisse in den Ohren verändern und potenziell Krankheitserreger übertragen können

  • Verzicht auf Stillen in den ersten sechs Lebensmonaten

  • vergrößerte Rachenmandeln

  • Allergien

  • Grunderkrankungen wie Funktionsstörungen der Tube, eine Gaumenspalte oder ein geschwächtes Immunsystem

  • Passivrauchen

5. Diagnose

Erste Hinweise auf eine akute Mittelohrentzündung erhält der Arzt durch die typischen Krankheitsanzeichen. Bei entsprechendem Verdacht wird das Mittelohr mit einem Otoskop untersucht. Ist das Innenohr stark gerötet und wölbt sich das Trommelfell auffällig nach außen, sind das eindeutige Anzeichen für eine Mittelohrentzündung. Außerdem wird der Arzt die Temperatur messen und den Hals-Nasen-Rachenraum untersuchen. 

Heilt die Mittelohrentzündung nicht innerhalb weniger Tage aus, wird der Arzt außerdem einen Abstrich nehmen, um zu prüfen, ob es sich um eine bakterielle Infektion handelt, die mit einem Antibiotikum behandelt werden muss. 

6. Therapie

In vielen Fällen wird die Mittelohrentzündung durch Viren verursacht. In diesem Fall gibt es keine spezifischen Medikamente, mit denen sich die Erkrankung behandeln lässt. Antibiotika sind gegen Viren unwirksam und kommen daher nicht zum Einsatz. Dauern die Beschwerden länger als zwei bis drei Tage an, sollte ein Kinderarzt aufgesucht werden. Stellt sich dann heraus, dass die Mittelohrentzündung durch Bakterien verursacht wurde, verschreibt der Arzt ein Antibiotikum. 

7. Was die Apotheke rät

Da eine Mittelohrentzündung oft mit Fieber und starken Ohrenschmerzen einhergeht, sind schmerzstillende und fiebersenkende Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen ratsam. Die Wirkstoffe werden bei Kindern in Abhängigkeit ihres Körpergewichts dosiert – die Apotheke vor Ort kann dabei unterstützen. 

Achtung: Kinder unter zwölf Jahren dürfen kein ASS (Acetylsalicylsäure) einnehmen. Der Wirkstoff kann bei ihnen das sehr seltene, aber lebensbedrohliche Reye-Syndrom auslösen, bei dem es zu Leber- und Hirnschäden kommt.

Abschwellende Nasentropfen oder -sprays helfen ebenfalls gegen die Ohrenschmerzen, da sie die Belüftung des Mittelohrs verbessern. Die Nasentropfen sollten nicht länger als sieben Tage am Stück verwendet werden, da sonst ein Gewöhnungseffekt eintreten kann. 

Um das Fieber zu senken, können Eltern auch Hausmittel wie Wadenwickel ausprobieren. 

8. Mittelohrentzündung - kurz zusammengefasst

  • Eine akute Mittelohrentzündung trifft vor allem Babys und Kleinkinder.  

  • Meist tritt im Vorfeld eine Erkältung, Grippe oder andere Infektion auf, zum Beispiel eine Rachen- oder Mandelentzündung.

  • Typische Krankheitszeichen sind plötzliches Fieber, starke Ohrenschmerzen und Hörprobleme.

  • In der Regel heilt eine Mittelohrentzündung innerhalb weniger Tage aus. Eine Behandlung mit Antibiotika ist nur in seltenen Fällen nötig, Komplikationen sind selten.

zuletzt aktualisiert: 01.09.2024

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