10.08.2016
Taubheit, eingeschränktes Sehvermögen, Kraftlosigkeit oder Gleichgewichtsstörungen – das können erste Anzeichen einer beginnenden Multiplen Sklerose sein. Bestätigt sich der Verdacht, ist eine frühe medikamentöse Therapie besonders wichtig. Sie kann den Ausbruch der Krankheit verzögern oder gar verhindern, wie eine internationale Langzeitstudie von Forschern der Universität und des Universitätsspitals Basel (USB) belegt.
Ein früher Behandlungsbeginn hat der Studie zufolge nachweisbare Vorteile. „Unsere Studie bestärkt uns darin, Betroffenen bereits beim ersten Auftreten von hochverdächtigen MS-Symptomen dringend eine vorbeugende Therapie zu empfehlen“, berichtet Studienleiter Prof. Ludwig Kappos im Fachblatt Neurology. Es zeigte sich, dass die Patienten, die eine frühe medikamentöse Therapie erhielten, eine um 33 Prozent niedrigere Wahrscheinlichkeit hatten, an MS zu erkranken als jene, die erst später therapiert wurden. Zudem verstrich bei der frühen Gruppe deutlich mehr Zeit bis zum ersten Rückfall der Krankheit, nämlich 1.888 Tage im Vergleich zu 931 Tagen.
An der Studie nahmen 468 Personen mit ersten verdächtigen MS-Symptomen teil. Die Patienten erhielten nach dem Zufallsprinzip innerhalb von maximal 60 Tagen ab Beginn der Symptome entweder das Medikament Interferon β-1b oder ein Placebo. Nach spätestens zwei Jahren stieg die Placebo-Gruppe auf die Einnahme von Interferon β-1b oder eines vergleichbaren Medikaments um. Elf Jahre nach dem Start wurden 278 Studienteilnehmer erneut untersucht. Die frühe Gruppe hatte über den gesamten Zeitraum eine um 19 Prozent niedrigere Häufigkeit von Krankheitsschüben, interessanterweise auch in den Jahren, in denen beide Gruppen mit Medikamenten behandelt wurden. Multiple Sklerose ist eine chronische entzündliche und degenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems, die vor allem junge Erwachsene befällt und an der weltweit mehr als zwei Millionen Menschen erkrankt sind.
NK