Obwohl die Ursache für Muskelkater mittlerweile bekannt ist, gibt es noch viele offene Fragen rund um diese "Sportverletzung". Darf ich weiter trainieren? Und gibt es Arzneimittel gegen die Beschwerden?
Seit Volker Michels regelmäßig dreimal pro Woche acht Kilometer Waldlauf macht, fühlt sich der 43-jährige Versicherungskaufmann ausgeglichener, fitter und schläft nachts besser. Natürlich war es für ihn als "Sportskanone" auch kein Problem, seinem Bruder beim Umzug zu helfen. Alles super bis zum nächsten Tag: Seine Waden schmerzten bei jedem Schritt, und auch in den Armen und im Rücken spürte er plötzlich Muskeln, von deren Existenz er bisher noch nichts geahnt hatte. Offensichtlich ein schlimmer Muskelkater.
Winzige Risse schmerzen
Wie man heute weiß, kommt Muskelkater meist durch winzige Risse in den Muskelfasern zustande. Diese zieht man sich besonders bei Brems- oder Stoppbewegungen zu. Dabei muss der Muskel gegen eine Dehnung durch eine von außen auf ihn wirkende Kraft arbeiten. Ein typisches Beispiel dafür ist das bergab Laufen, bei dem die Beinmuskeln das Körpergewicht abfangen müssen. Exzentrische Kontraktion nennen Mediziner diese Art der Muskelarbeit.
Warum die Schmerzen jedoch nicht sofort, sondern erst verzögert einsetzen, wird in der Fachwelt nach wie vor diskutiert. Eine Erklärung lautet, dass die verletzten Bereiche etwas zeitversetzt anschwellen, wodurch sich der Druck im Gewebe erhöht. Dieser Druck und eine durch die Schwellung bedingte schlechtere Durchblutung des Muskels könnten dann für die Schmerzen verantwortlich sein.
Wärme und Ruhe
In jedem Falle ist es nicht ratsam, bei Muskelkater intensiv weiterzutrainieren. Leichtes Training und Wärme, zum Beispiel durch einen Gang in die Sauna, können den Schmerz vorübergehend lindern. Massagen und Kälteanwendungen bringen dagegen nichts.
Ein Gutes hat der Muskelkater jedoch: Er ist die beste Vorbeugung für neuen Muskelkater durch die gleiche Bewegungsform. Dieser Effekt hält über Wochen an. Nach einmal erlittener Pein ist der Muskel belastbarer. Die empfindlichsten Fasern wurden bereits zerstört. So begründen es zumindest Experten. Ansonsten kann man den Mikro-Faserrissen kaum vorbeugen: weder mit Dehnübungen oder gewissenhaftem Aufwärmen vor dem Sport noch mit Arzneimitteln.
Am ehesten lassen sie sich wohl nur mit Vernunft und Augenmaß verhindern. Es ist sinnvoll, eine neue Sportart sanft zu beginnen und nicht gleich Bäume ausreißen zu wollen. Wer die Belastung langsam steigert, wird seltener Muskelkater bekommen. Bei seinem Lauftraining hatte Volker Michels diese Maxime beherzigt. Leider kam ihm jetzt der Umzug dazwischen. Nach einem warmen Wannenbad und einem leichten Spaziergang zieht es in seinen Waden zwar nicht mehr ganz so schlimm, die Joggingschuhe wird er jedoch für die nächsten Tage erst einmal im Schrank lassen.