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30.08.2023
Um zu überprüfen, wie es um Nahrungsergänzungsmittel speziell für Babys und Kinder steht, hat das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Karlsruhe 31 Produkte untersucht. Das Ergebnis ist alarmierend: 19 der Proben (61 Prozent) waren dabei ausdrücklich für einen Verzehr durch Säuglinge (< 12 Monate) und/oder Kleinkinder (1 - 3 Jahre) bestimmt und waren allesamt nicht verkehrsfähig, unter anderem aufgrund darin verwendeter, nicht zugelassener Zusatzstoffe. „Die fehlenden Zulassungen bedeuten, dass entweder keine Sicherheitsbewertung vorliegt oder dass bei der Sicherheitsbewertung die Bevölkerungsgruppe nicht berücksichtigt wurde und die gesundheitliche Unbedenklichkeit der Stoffe gegebenenfalls noch nicht geklärt ist“, schreibt das CVUA. Fast alle Proben (90 Prozent) wurden zudem wegen irreführender Angaben oder Aufmachungen beanstandet. Alle 31 untersuchten Proben (100 Prozent) wiesen darüber hinaus Kennzeichnungsmängel auf. Dies betraf sowohl die Verpackung als auch die Angaben im Internet.
Zu hohe Dosierungen für Kleinkinder
Drei Produkte, die auch für Kleinkinder bestimmt waren, fielen zudem durch die besonders hohen Mengen an zugesetzter synthetischer Folsäure auf. Die als sicher bewerteten Tageshöchstmengen wurden in den entsprechenden Zielgruppen allein durch diese Produkte vollständig ausgeschöpft oder sogar überschritten. Derzeit gibt es keine Daten über die Langzeitwirkungen hochdosierter Folsäuregaben bei Säuglingen, weshalb das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt, den Bedarf ausschließlich über die normale Ernährung zu decken.
Auch bei anderen Produkten war die Dosierung fraglich: „Vergleicht man die in den Proben enthaltenen Nährstoffmengen mit den Empfehlungen einschlägiger Fachgesellschaften für Säuglinge, Kleinkinder und ältere Kinder, lag die Zufuhr bei nahezu jedem Nährstoff bei 50 Prozent und darüber“, so das CVUA. Außerdem war in fast jedem Produkt (92 Prozent) mindestens ein Nährstoff enthalten, bei dem die Referenzwerte vollständig oder sogar um ein Vielfaches ausgeschöpft wurden. Am häufigsten betraf dies die Vitamine C und K und die B-Vitamine.
In einer Probe waren außerdem die Spurenelemente Bor und Kupfer enthalten. Für diese beiden Stoffe empfiehlt das BfR zusätzlich Warnhinweise auf Nahrungsergänzungsmitteln, da es diese Stoffe für Kinder und Jugendliche gänzlich ungeeignet hält.
Vitamine und Nährstoffe aus natürlicher Quelle
Das CVUA Karlsruhe empfiehlt, auf natürliche Nährstoffquellen aus herkömmlichen Lebensmitteln zu setzen. Auch ältere Kinder sollten keine Nahrungsergänzungsmittel bekommen. Die Untersuchungen zeigten, dass die Referenzmengen einzelner Vitamine und Mineralstoffe für Kinder bereits allein durch den Verzehr eines Nahrungsergänzungsmittels vollständig ausgeschöpft oder sogar um ein Vielfaches überschritten werden können. Eine Überversorgung ist somit insbesondere bei regelmäßiger Einnahme leicht möglich. „Ernährungsstudien zur Nährstoffversorgung von Kindern geben ohnehin wenig Anlass zu Besorgnis. Sofern dennoch die Unterversorgung eines Nährstoffs befürchtet wird, sollte dies zunächst ärztlich abgeklärt werden“, heißt es in einer Pressemitteilung der Behörde.