Neue Darmkrebs-Detektive

Viele Patienten empfinden eine Darmspiegelung als unangenehm. Forscher suchen nach neuen Möglichkeiten, Darmkrebs aufzuspüren. Mit unterschiedlichem Erfolg, wie Experten auf einem großen Fortbildungskongress für Apotheker berichteten.

Darmspiegelung
© Felix Burda Stiftung

"Die Früherkennung ist eine der wichtigsten Waffen gegen Darmkrebs", erklärte Professor Dr. Jürgen F. Riemann vom Klinikum der Stadt Ludwigshafen. "Mit Hilfe regelmäßiger Vorsorgeuntersuchungen kann die Erkrankung rechtzeitig aufgespürt werden. Dann sind die Heilungschancen sehr gut. Eine wichtige Aufgabe der Darmkrebsvorsorge ist es auch, die Vorstufen von Darmkrebs, sogenannte Darmpolypen, zu entdecken."

Seit 2002 bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen die Darmspiegelung, um Darmkrebs vorzubeugen. Und bei 100 000 Patienten konnten Ärzte seitdem Vorstufen dieses Tumors entdecken und rechtzeitig entfernen.

Dem Blut auf der Spur

Heute nutzen Krebsexperten zwei Untersuchungsmethoden, um Darmkrebs nachzuweisen: die bereits genannte Darmspiegelung und ein Test auf verborgenes Blut im Stuhl. Letzterer heißt auch Okkultbluttest. Okkult bedeutet verborgen. Krebsgeschwüre oder Polypen im Dick- und Enddarm besitzen zahlreiche feine und sehr empfindliche Blutgefäße. Sie sind leicht verletzbar, weswegen Blut in den Stuhl sickert. Meist in so geringen Mengen, dass der Stuhl völlig unverändert aussieht. Doch der Test ist in der Lage, bereits geringste Mengen davon nachweisen.

Neue Stuhltests, so berichtete Riemann, arbeiten besser. Allerdings übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen dafür noch nicht die Kosten. "Zudem fehlen einheitliche Standards", bedauerte Riemann. Derzeit entwickelt er mit weiteren Experten Kriterien, die solche Tests erfüllen müssen, damit die Krankenkassen auch die Kosten dafür übernehmen.

Mit Blut arbeitet auch ein weiterer Test. Tumore führen bestimmte Erbanlagen mit sich, die sich im Blut nachweisen lassen. "Diese Tests sind allerdings noch im Stadium der Entwicklung", schränkte Riemann ein. Bislang schlagen sie nur bei fortgeschrittenen Karzinomen an. Riemann rechnet damit, dass in fünf bis sechs Jahren Tests zur Verfügung stehen, die bereits im Blut Vorstufen des Tumors aufspüren können.

Nicht nur im Fernsehen bessere Bilder

Auch bei der klassischen Darmspiegelung tut sich etwas. Es gibt Endoskope mit verbesserten Kameras, sogenannte HDTV-Endoskope. Eine Abkürzung, die viele von Hightech-Fernsehern kennen. "Am besten, man spürt die krankhaften Veränderungen sehr früh auf. Und dies gelingt mit den modernen Endoskopen am besten."

Eine Untersuchung ohne Schlauch im Darm – das erhoffen sich viele Patienten von einer virtuellen Darmspiegelung. Eine Computer- oder Magnetresonanztomografie liefert Bilder aus dem Körperinneren. Doch die Vorbereitungen zur Untersuchung sind ganz ähnlich wie vor einer klassischen Darmspiegelung. Der Dickdarm muss frei von Speise- und Stuhlresten sein, weswegen es nicht ohne abführende Trinklösungen funktioniert. Und ganz ohne Schlauch geht es auch nicht. Durch den After führt der Arzt einen dünnen Schlauch ein, der Gas oder Wasser in den Darm leitet.

Minikamera in Tablettenform

Riemann warnte: "Bei Polypen unter acht Millimeter oder flachen Polypen ist die virtuelle Darmspiegelung weniger zuverlässig als die klassische Darmspiegelung. Diese Polypen könnten übersehen werden." Der Arzt kann während der Untersuchung keine Gewebeprobe entnehmen. Und bei Veränderungen im Darm, die verdächtig aussehen, muss in jedem Fall zusätzlich eine normale Darmspiegelung erfolgen. Die Kosten für die Untersuchung betragen rund 800 Euro, die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen sie nicht.

Bilder vom Darm liefert auch eine Minikamera. Sie ist so groß wie eine Tablette und wird geschluckt. "Diese Kolonkapseln befinden sich zwar noch in der Entwicklung", erklärte Riemann. "Die ersten Daten sind aber ordentlich", freut sich der Darm-Experte.

Peter Erik Felzer

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