Neue Mittel für alte Knochen

Mit Denosumab, Romosozumab und Teriparatid stehen drei neue Wirkstoffe zur Therapie von Osteoporose zu Verfügung

Neue Medikamente beugen Knochenschwund effektiv vor.
In Deutschland leiden Millionen Menschen unter Osteoporose. Die Krankheit führt dazu, dass die Knochen instabil werden und schneller brechen.
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Dauerbaustelle Knochen: Im Laufe des Lebens wird unsere Knochensubstanz dauernd umgestaltet. Dabei bauen Knochenbildner das Skelett aus lebenden Zellen auf und stabilisieren es mit Mineralien aus dem Blut. Gleichzeitig bauen Osteoklasten, gewissermaßen "Knochenräuber", die Knochen ab. Beide Vorgänge stehen im Gleichgewicht – so passt sich das Skelett an veränderte Anforderungen an, bleibt funktionsfähig und dient gleichzeitig als Mineralstoffspeicher, der gewährleistet, dass etwa der wichtige Mineralstoff Calcium ausreichend im Blut vorliegt.

Doch mit dem Alter verschieben sich die Übergänge immer weiter Richtung Knochenabbau: Ein Knochenmasseverlust droht, fachsprachlich Osteoporose genannt. Ab etwa 65 Jahren betrifft dies etwa ein Viertel aller Frauen. Doch es gibt medizinische Hilfe. Seit Jahrzehnten bekannt und erprobt sind etwa die Bisphosphonate. Sie behindern die Osteoklasten in ihrer Arbeit, verkürzen deren Lebensdauer und stoppen so den Knochenabbau. Neuere Medikamente greifen an anderen Stellen an:

  • Die Knochenräuber werden durch eine Art Zündschloss auf ihrer Zellhülle gestartet, das aus Eiweißen besteht. Als "Schlüssel" dient ein weiteres Eiweiß. Mit dem Antikörper Denosumab steht ein Arzneimittel zur Verfügung, das diesen Schlüssel an sich bindet und funktionsunfähig macht. Die Knochenräuber werden also nicht mehr angeregt und somit daran gehindert, Knochenmasse abzubauen.
  • Bei Romosozumab handelt es sich auch um einen Antikörper, er wirkt aber anders. Er fängt einen Eiweißstoff ab, der normalerweise die Knochenbildner bremst. Wird diese Bremse außer Gefecht gesetzt, kurbelt das den Knochenaufbau an. Das Mittel ist allerdings noch nicht auf dem Markt, wie Professor Dr. Andreas Kurth, Vorsitzender des Dachverbandes Osteologie, erläutert: "Ich gehe von einer Markteinführung in der ersten Jahreshälfte 2019 aus. Studien haben gezeigt, dass Romosozumab der Behandlung mit einigen Bisphosphonaten deutlich überlegen ist – jedenfalls bei Patienten mit einem sehr hohen Risiko für Knochenbrüche."
  • Ähnliches gilt für Teriparatid, das schon auf dem Markt ist und ein körpereigenes Hormon aus der Nebenschilddrüse nachahmt. Dieses aktiviert sowohl Knochenbildner als auch Knochenräuber. Spritzt man den Arzneistoff – wie in der Therapie vorgesehen – in bestimmten Abständen, erreicht er nur die Knochenbildner. Die Knochendichte nimmt zu. Auch dieses Mittel hat sich in Studien als deutliche Verbesserung präsentiert.

Alle neuartigen Arzneistoffe müssen vom Arzt per Spritze verabreicht werden: Denosumab und Romosozumab unter die Haut, Teriparatid in die Blutbahn. Das ist ein Nachteil gegenüber den bewährten Mitteln, die sich schlucken lassen. Doch die Forschung geht weiter. Professor Kurth zeigt sich zuversichtlich: "Gerade mit Teriparatid und Romosozumab ist zu erwarten, dass sich die Behandlung der Osteoporose deutlich zum Besseren verändert."

Maximilian Baur

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