06.10.2016
Der Wirkstoff mit dem Namen Dupilumab, den ein internationales Forscherteam getestet hatte, hemmt gezielt einen Teil des Immunsystems, der bei Neurodermitis überaktiv ist. Es handelt sich dabei um den sogenannten TH2-Arm, der Infektionen mit Parasiten wie beispielsweise Bandwürmern bekämpft. Nur dass Neurodermitis-Patienten gar nicht mit Parasiten infiziert sind. Der TH2-Arm unterliegt also einem Fehlalarm und löst damit eine Dauer-Entzündung in der Haut aus.
Der neue Wirkstoff wurde zwei Drittel der Studienteilnehmer vier Monate lang wöchentlich oder alle zwei Wochen gespritzt, ein Drittel erhielt ein Placebo. Es zeigte sich, dass bei etwa einem Drittel der Patienten mit der Zeit zuerst die Hautekzeme vollständig verschwanden, etwas später auch der Juckreiz. Der Effekt halte etwa drei Monate lang an, so die Wissenschaftler im Fachblatt The New England Journal of Medicine. Auch bei den restlichen behandelten Patienten besserten sich die Symptome den Forschern zufolge deutlich. Dabei hätten sich keine schweren Nebenwirkungen gezeigt, vereinzelt sei es zu leichten Infektionen gekommen. An der Studie hatten fast 1.400 Frauen und Männer mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis teilgenommen.
Der Wirkstoff könnte insbesondere für all jene eine Verbesserung darstellen, die zur Behandlung der Krankheit Medikamente einnehmen müssen. „Klassische“ entzündungsbekämpfende Medikamente gegen die Neurodermitis wie Kortison blockierten nicht nur den TH2-Arm, sondern alle Arme des Immunsystems – auch jene gegen Viren, Bakterien oder Krebszellen. „Dupilumab dagegen hemmt ausschließlich den TH2-Arm“, erläutert Professor Andreas Wollenberg vom Klinikum der Universität München, Mitautor der Studie. Der Vorteil: Je zielgenauer ein Medikament wirkt, umso weniger Nebenwirkungen sind zu erwarten und desto besser verträglich ist eine Arznei. Wollenberg ist optimistisch, dass der Wirkstoff bald als Alternative für die Behandlung von Neurodermitis zur Verfügung stehen wird. Allerdings brauche es in Deutschland zuvor noch eine weitere Studie, bevor das Medikament auf den Markt kommen könne.
HH