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27.06.2022
Über 90 Prozent der Todesfälle, die auf das Konto von Umweltverschmutzung gehen, passieren in Ländern mit niedrigen oder mittleren Einkommen. In Indien sei die Lage besonders dramatisch, berichten die Studienautoren im Fachblatt „Lancet Planetary Health“: Dort leben viele Menschen eng zusammen, die Belastung des Wassers und vor allem die mit Verkehrsbelastung verbundene Luftbelastung sind sehr groß.
Schon 2015 hatte die sogenannte „Lancet Commission on Pollution and Health“ eine Analyse der vorzeitigen Todesfälle durch Umweltverschmutzung vorgenommen. Damals waren Schadstoffquellen wie Luftverschmutzung in Haushalten, Wasserverschmutzung und unzureichende sanitäre Einrichtungen die Treiber der Todesstatistik. „Jetzt sind es besonders die Luftverschmutzung in der Umwelt und die Belastung mit Schwermetallen“, sagt Prof. Dr. Stephan Böse-O'Reilly vom LMUKlinikum München. Allein an Blei sterben den Forschern zufolge weltweit mehr Menschen als an Malaria.
EU lagert Umweltverschmutzung aus
In der EU hingegen ist die Umweltverschmutzung ein vergleichsweise geringes Problem. Gerade die Luftbelastung sei durch diverse Regulierungsmaßnahmen besser geworden. „Deshalb haben wir vergleichsweise weniger Todesfälle durch Umweltbelastung, schon gar nicht durch Quecksilber oder Blei, und wenn, dann durch Feinstaub in der Außenluft“, so Böse-O'Reilly. Andererseits stehe Europa auch deshalb so gut da, weil sich die industrielle Produktion in ärmere Länder verlagert hat. „Wenn man eine Aluminiumfabrik an der Nordsee zumacht und sie in Asien wieder öffnet, wird die damit verbundene Belastung zu einem gesundheitlichen Problem der dortigen Bevölkerung, die Produkte werden aber weiterhin von uns verwendet“, betont Böse-O’Reilly. „Wenn wir den Menschen mehr gesunde Lebensjahre schenken wollen, muss die Politik das globale Problem der Umweltverschmutzung anpacken“, fordert der Wissenschaftler.