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19.01.2023
Das Atopische Ekzem, auch Neurodermitis genannt, tritt bei rund 15 Prozent aller Säuglinge auf. Dabei handelt es sich um weit mehr als nur ein kosmetisches Problem, denn es belastet Kinder vergleichbar stark wie eine chronische Nierenerkrankung, sagte Prof. Dr. med. Peter Höger, Chefarzt am Katholischen Kinderkrankhaus Wilhelmstift in Hamburg, beim Internationalen Fortbildungskongress pharmacon, Schladming.
„Dem Atopischen Ekzem liegt eine genetisch bedingte Störung der Hautbarriere und der Entzündungsregulation zugrunde“, erklärt Höger. Heutzutage sei eine gezielte und an das Erkrankungsstadium angepasste Therapie möglich: Mit modernen Kortison-Präparaten zum Auftragen auf die Haut und Calcineurin-Hemmern lasse sich die Erkrankung in der Mehrzahl der Fälle gut kontrollieren. Viele Eltern seien bei diesen Arzneimitteln jedoch zu Unrecht skeptisch. „Das Ausweichen auf Homöopathika oder andere 'alternativmedizinische‘ Produkte verzögert das Leiden der Kinder und stellt daher eine unterlassene Hilfeleistung dar“, führt Höger aus.
Bei Kindern, bei denen eine äußerliche Behandlung ohne Erfolg bleibt, müsse nach fortbestehenden Triggerfaktoren oder einer möglichen Kontaktsensibilisierung gefahndet werden. Bei etwa 5 Prozent der Kinder sei aufgrund der Schwere des Ekzems zusätzlich eine systemische Behandlung erforderlich. Hierfür stehen für Kinder ab 6 Jahren mit dem Interleukin-4-Antikörper Dupilumab und für Kinder ab 12 Jahren mit dem oralen Januskinase-Inhibitor Upadacitinib wirksame Substanzen zur Verfügung. Für die Lokaltherapie wird in Kürze mit den topischen Januskinase-Inhibitoren eine weitere Substanzgruppe auf den Markt kommen.