ar/PZ/NK
|
21.03.2022
Ärzte des Boston Children’s Hospital in den USA berichten von 75 Kindern, die zwischen dem 1. März 2020 und dem 15. Januar 2022 in ihrer Klinik aufgrund von Pseudokrupp infolge einer SARS-CoV-2-Infektion behandelt worden waren. Rückblickend konnten sie dabei einen steilen Anstieg der Fallzahl feststellen, der zeitlich genau mit dem Auftauchen der Omikron-Variante im Dezember 2021 zusammenfiel.
Frühere Pandemiewellen hätten dagegen nicht für eine Zunahme der Pseudokrupp-Fallzahl gesorgt, so die Forscher. Dass also offenbar vor allem Infektionen mit der Omikron-Variante bei kleinen Kindern zu Pseudokrupp führen könnten, liege womöglich daran, dass sich das Virus vermehrt in den oberen Atemwegen vermehre. Diese seien bei den Kindern noch sehr eng. Andere Varianten von SARS-CoV-2 dringen dagegen eher tiefer in die Lunge vor.
Die Mehrheit der 75 behandelten Kinder war jünger als zwei Jahre, es waren mehr Jungen als Mädchen betroffen. Beides ist typisch für Pseudokrupp. Außer einem Kind, das zusätzlich mit einem Erkältungsvirus infiziert war, hatte keines eine andere Virusinfektion als SARS-CoV-2. Neun Kinder (12 Prozent) mussten stationär versorgt werden und vier davon sogar auf der Intensivstation (44 Prozent der Hospitalisierten, 5 Prozent der gesamten Kohorte). Das ist ein ungewöhnlich hoher Anteil: Vor der Pandemie seien weniger als 5 Prozent der Kinder mit Pseudokrupp im Krankenhaus behandelt und von diesen lediglich 1 bis 3 Prozent beatmet worden, heißt es in einer begleitenden Pressemitteilung des Boston Children’s Hospital.
„Die relativ hohe Hospitalisierungsrate und die große Zahl an Medikamentendosen, die unsere Covid-19-Pseudokrupp-Patienten benötigten, deutet darauf hin, dass Covid-19 schwerere Pseudokrupp-Anfälle auslösen könnte als andere Viren“, sagt Dr. Ryan Brewster vom Boston Children’s Hospital in Boston. Es müsse weiter erforscht werden, was die beste Behandlung für diese Kinder sei.
Was ist Pseudokrupp?
Pseudokrupp ist eine Atemwegserkrankung, die vor allem Säuglinge und Kleinkinder zwischen drei Monaten und fünf Jahren betrifft. Bei einem Pseudokrupp-Anfall ist die Schleimhaut im Bereich des Kehlkopfes entzündet und angeschwollen, sodass die Atemwege verengt sind. Die typischen Symptome, ein bellender Husten, Heiserkeit und ein pfeifend-zischendes Atemgeräusch, der sogenannte Stridor, können sehr beängstigend sein. Pseudokrupp-Anfälle treten oft im Herbst und im Winter auf und werden meist durch Virusinfektionen ausgelöst. Voraus gehen häufig unspezifische Erkältungssymptome mit leichtem Fieber. In den folgenden Tagen kommt es dann zu dem Anfall, häufig abends oder in der Nacht.
Auch wenn es ihnen schwerfällt, sollten Eltern bei einem Pseudokrupp-Anfall ihres Kindes vor allem ruhig bleiben und versuchen, auch das Kind zu beruhigen. Denn Panik kann den Anfall noch verschlimmern. Darauf weist der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hin. Folgende Tipps sind hilfreich:
- Ruhe bewahren und auch das Kind beruhigen,
- Kind aufrichten und kühle, feuchte Luft atmen lassen (offenes Fenster, geöffneter Kühlschrank),
- bei schwerer Atemnot Notarzt rufen; dieser kann Corticosteroide und/oder Epinephrin verabreichen,
- das Kind, sobald es sich beruhigt hat, in kleinen Schlucken kalte Flüssigkeit trinken lassen (keine Milch),
- zur Vorbeugung weiterer Anfälle nicht in der Wohnung rauchen.
DOI: 10.1542/peds.2022-056492