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06.05.2024
Der wild in Indonesien lebende Orang-Utan hatte sich vermutlich bei einem Kampf drei Tage zuvor eine größere Wunde im Gesicht zugezogen. Diese hat er selbst mit dem Pflanzensaft einer Lianen-Art, die für ihre antibakteriellen und entzündungshemmenden Inhaltsstoffe bekannt ist, medizinisch behandelt. Er zerkaute auch die Blätter und trug den Pflanzenbrei über Minuten hinweg immer wieder auf die Wunde auf, bis er sie schließlich ganz damit bedeckte. Er ruhte sich zudem mehr aus als sonst – ebenfalls wichtig für die Heilung. Nach fünf Tagen war die offene Fleischwunde wieder geschlossen und begann abzuheilen.
Isabelle Laumer vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie erzählte: „Seit 1994 beobachten wir wilde Sumatra Orang-Utans am Forschungsstandort Suaq Balimbing, einem geschützten Regenwaldgebiet und Heimat von ca. 150 vom Aussterben bedrohten Sumatra Orang-Utans. Bei der täglichen Beobachtung fiel uns auf, dass der männliche Orang-Utan ‚Rakus‘ eine Gesichtswunde erlitten hatte. Sein Verhalten schien absichtlich zu sein, da er nur seine Gesichtswunde an seinem rechten Backenwulst mit dem Pflanzensaft behandelte und keine anderen Körperteile. Diese und verwandte Lianen-Arten kommen in tropischen Wäldern Südostasiens vor, sind für ihre schmerzstillende und fiebersenkende Wirkung bekannt und werden in der traditionellen Medizin zur Behandlung verschiedener Krankheiten wie Malaria eingesetzt.“
Es wurde schon mehrfach beschrieben, dass Menschenaffen bestimmte Pflanzen fressen, um Parasiten loszuwerden oder sich mit Pflanzenmaterial einreiben, um Muskelschmerzen zu lindern. Ob dies wirklich hilft ist, ist jedoch ungeklärt.
Quelle: DOI 10.1038/s41598-024-58988-7