22.03.2016
Bei einem Knorpelverlust am Knie- oder Hüftgelenk können so selbstverständliche Dinge wie Laufen, Liegen oder Sitzen zur Qual werden. Forscher aus der Schweiz verglichen nun, wie wirksam die gängigen Schmerzmittel wirken, die bei der Behandlung von Arthrosen zum Einsatz kommen. Für Paracetamol fiel das Ergebnis ernüchternd aus.
In der groß angelegten Analyse flossen die Ergebnisse aus 74 Studien und 22 medikamentösen Therapien ein. Darin zeigte sich, dass Paracetamol bei Patienten mit Knie- und Hüftgelenksarthrose nicht besser gegen Schmerzen wirkt als eine Scheinbehandlung. Dies berichten Mediziner aus der Schweiz im Fachblatt Lancet. Das Medikament Diclofenac, das in die Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) fällt, wirkt im Hinblick auf Schmerzen und Funktion dagegen besser als viele neuere auf dem Markt befindliche Schmerzmittel, wie die Forschergruppe um Privatdozent Dr. med. Sven Trelle von der Universität Bern feststellte. Mit leichten Abstrichen gelte dies auch für Etoricoxib, einen so genannten COX-2-Hemmer ebenfalls aus der Gruppe der NSAR, so die Forscher.
Liegt eine Arthrose vor, müssen betroffene Patienten und Ärzte gemeinsam eine Entscheidung treffen, welches Medikament am besten eingesetzt wird. „Unsere Studie hilft, dass diese Entscheidung nun auf einer solideren Grundlage getroffen werden kann“, sagt Trelle. Und leicht ist die Entscheidung nicht. Wie die Forschungsgruppe schon in früheren Arbeiten gezeigt hat, haben die hier untersuchten Medikamente zum Teil erhebliche Nebenwirkungen, besonders wenn sie als Dauertherapie eingesetzt werden.
So erhöht etwa Diclofenac das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Hinzu kommt, dass viele Arthrose-Patienten schon älter sind und zum Teil mehrere Medikamente einnehmen. Aus diesem Grund empfehlen die Forscher nicht nur eine gründliche Abwägung der Wirksamkeit und aller möglichen Nebenwirkungen, sondern auch den möglichst kurzzeitigen Einsatz dieser Medikamente. „Die Arthroseschmerzen verlaufen häufig in Schüben, und aufgrund der Nebenwirkungen empfehlen wir, die NSAR so kurz wie möglich zu verschreiben“, sagt Privatdozent Dr. Stephan Reichenbach, Rheumatologe und Mitautor der Studie.
HH