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10.06.2022
47 Personen mit Depression erhielten während einer stationären Behandlung über 31 Tage hinweg zusätzlich zu Antidepressiva entweder ein Probiotikum mit einer Mischung verschiedener gesundheitsfördernder Bakterien oder ein Placebo. Das führte dazu, dass sich die Symptome bei allen besserten – bei denjenigen, die ein Probiotikum bekommen hatten, aber deutlich stärker. Sowohl Patienten als auch behandelnde Ärzte waren in der Studie verblindet, d. h. beide Seiten wussten nicht, ob ein Patient das Probiotikum oder das Placebo bekommen hatten.
Bei denjenigen, die ein Probiotikum bekamen, hatte sich die Darmflora verändert: Sie enthielt mehr Milchsäurebakterien, und dies wurde von einer Abnahme der depressiven Symptome begleitet. Allerdings sanken die Milchsäurebakterien nach Ende der Behandlung innerhalb der nächsten Wochen wieder. Zudem verhielt sich bei ihnen die Hirnaktivität in bestimmten Regionen, die für die emotionale Verarbeitung zuständig sind, beim Betrachten von ängstlichen oder neutralen Gesichtern eher wie bei Gesunden. Bei denjenigen, die ein Placebo erhielten, zeigten sich dagegen nach wie vor die für depressive Menschen typischen Veränderungen.
„Die Mikrobiom-Darm-Hirn-Achse ist zwar schon einige Jahre Thema der Forschung, die genauen Mechanismen sind bis heute allerdings nur teilweise klar. Mit zusätzlichem Wissen über die spezifische Wirkung bestimmter Bakterien wäre es möglich, die Auswahl der Bakterien zu optimieren und die beste Mischung einzusetzen, um die Therapie bei Depressionen zu unterstützen“, sagte Anna-Chiara Schaub von der Universität Basel. Als alleinige Therapie gegen Depressionen sind Probiotika jedoch ungeeignet, betont sie.
Quelle: DOI 10.1038/s41398-022-01977-z