28.04.2016
Als Provokation bezeichnete Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV), neue Ankündigungen zu Kürzungen des Apothekerhonorars. Auf dem 53. DAV-Wirtschaftsforum am 27. April in Berlin kündigte er vehement an, sein Verband werde sich deutlich dagegen zur Wehr setzen.
Beckers Entrüstung bezog sich auf die Ankündigung in einem Parlamentarischen Positionspapier, das Honorar bei hochpreisigen Arzneimitteln zu deckeln.
Im Prinzip wird die apothekerliche Leistung im Bereich der verschriebenen Arzneimittel unabhängig vom Medikamentenpreis bezahlt, nämlich pauschal nach Packungsanzahl. Lediglich ein kleiner dynamischer Anteil kommt über den Preis des Arzneimittels zustande. Der aber macht sich bei hochpreisigen Arzneimitteln bemerkbar und gehört, wie Becker deutlich machte, zur Mischkalkulation und dem Ordnungsprinzip, auf dem die Vergütung der Apotheke beruhe. Das selektive Aushebeln sei Missachtung apothekerlicher Arbeit und verkenne, dass Apotheken zu ihrer sichtbaren Arbeit ja auch das Lagerrisiko für die Medikamente tragen, sie zwischenfinanzieren, für die Krankenkassen auch noch den Hersteller-Rabatt einholen und bei bloßen kleinsten Formfehlern keinen Pfennig für das abgegebene Medikament sehen, also auf den hohen Kosten sitzenbleiben.
Kürzungen sagte Becker also den Kampf an, und zusätzlich forderte er klare Anpassungsmodalitäten des Honorars. Die Marktdaten und Umsatzzahlen der Branche, die ebenfalls auf diesem Kongress vorgestellt wurden, zeigten klar, dass Apotheken von dem Wirtschaftswachstum abgekoppelt seien. Neben dem Honorar an sich sind es vor allem spezielle Leistungen, die die Apotheke bringt und bringen muss, die aber nicht kostendeckend kalkuliert sind. Dazu gehört die individuelle Arzneimittelherstellung, genannt Rezeptur, der besonders aufwändige Umgang mit dokumentationspflichtigen Medikamenten sowie der Notdienst.
JPL