Als englische Seefahrer im 17. Jahrhundert aus Indien nach Hause segelten, hatten sie ein Getränk an Bord, das in Europa noch niemand kannte. Es bestand aus fünf Zutaten: dem Schnaps Arrak, Schwarztee, Zitronensaft, Wasser, Zucker oder Honig und wurde heiß getrunken. Sein Name: Pantsch – abgeleitet von panca, dem hindustanischen Wort für fünf.
"Nur wenn er glühet, labet der Quell"
Das süße Gesöff schmeckte den Europäern bestens und etablierte sich nach und nach auch jenseits der eng lischen Grenzen. Dafür gibt es Zeugnisse berühmter Zeitgenossen des 18. Jahrhunderts. Mozart zum Beispiel lernte sein späteres Lieblingsgetränk auf einer Englandreise kennen. In einem Brief beschrieb er seinem Vater den Punsch als ein Getränk "aus Wasser, Rhum, Zucker und gesottenen Limonien", das nach Belieben warm oder kalt getrunken wird. Der deutsche Schriftsteller E.T.A. Hoffmann verewigte ihn in einer Novelle. Friedrich Schiller widmete ihm ein eigenes Punschlied, dessen letzter Vers lautet: "Eh es verdüftet, schöpfet es schnell. Nur wenn er glühet, labet der Quell."
Hier sprach ein Kenner. Denn damals wie heute gilt es bei der Zubereitung von Punsch darauf zu achten, dass er zwar heiß wird, aber nicht kocht. Dann verfliegt der Alkohol schnell, die Früchte und Gewürze verlieren Geschmack und Aroma.
Weltweit unzählige Punsch-Varianten
Heute gibt es viele Punschrezepte auf der ganzen Welt, die von dem indischen Stammrezept mehr oder weniger stark abweichen. Die Definition klingt entsprechend allgemein: Punsch ist ein alkoholisches Mischgetränk, das Fruchtstücke oder Fruchtsaft, Gewürze, Wein oder Rum enthält und heiß oder kalt getrunken wird. Viele Länder haben ihre eigenen Spezialitäten, die vor allem im Winter hoch im Kurs stehen. Kein Wunder, denn ein schönes Glas dampfender Punsch wärmt von innen und ist genau das Richtige an klirrend kalten Tagen.
Dänische Versuchung
In Dänemark trinkt man in der Adventszeit zum Beispiel Gløgg. Er besteht aus Rotwein, Korn oder Wodka sowie Zucker und wird mit Zimt, Nelken, Ingwer und Kardamom gewürzt. Als Einlage dienen geschälte Mandeln und Rosinen. Die Österreicher haben den Jagertee, eine Mischung aus schwarzem Tee, Rotwein, Orangensaft, Zucker, Zimtstangen und einem Schuss Obstler. Die Franzosen lieben ihren Apfelpunsch aus Apfelsaft, Äpfeln, Zimt, Honig und Wodka.
Und die Deutschen? Wir haben viele regionale Rezepte, etwa Glühwein und Feuerzangenbowle. Die Zubereitung dieser Punsch-Spezialität wird ausgiebig zelebriert. Dazu erhitzt man trockenen Rotwein mit Gewürznelken, Zimtstangen, Sternanis, Zitronen- und Orangenschalen und platziert einen Zuckerhut über dem Rotweintopf auf einer Zange. Den Zuckerhut beträufelt man mit braunem Rum, bis er durchtränkt ist, und flambiert ihn anschließend, sodass der Zucker schmilzt, karamellisiert und in den Rotwein tropft.
Nur ein winziger Schluck
Doch Vorsicht: Ein Glas Punsch reicht! Wer mehr trinkt, riskiert schnell einen Kater. Zum einen schleust das warme und zuckerhaltige Getränk den Alkohol besonders schnell ins Blut. Zum anderen kann der Rum Fuselalkohole enthalten, die am nächsten Morgen einen dicken Kopf garantieren. Außerdem zählen die Heißgetränke mit Zucker und Schuss zu den echten Kalorienbomben. Ein Glas Feuerzangenbowle liefert circa 250 kcal – so viel wie zum Beispiel ein Schoko-Croissant oder zwei Bananen.
Im Übrigen schmeckt Punsch auch ohne Alkohol. Ein Mix aus Schwarztee und Orangensaft heißt passend Autofahrerpunsch. Die Kleinen mögen Kinderpunsch aus Früchtetee und Fruchtsaft (Apfel-, Trauben-, Orangen- oder Kirschsaft), den man mit Zimtstangen und anderen Weihnachtsgewürzen, Honig und Wasser erhitzt.
Wunsch-Punsch für Silvester
Wer ein Punschrezept für die Silvesterparty sucht, könnte es mit diesem versuchen: Für sechs Portionen drei Esslöffel Rosinen in einem Glas Portwein einlegen. Eine Flasche trockenen Rotwein mit anderthalb Esslöffeln Zucker, einigen Gewürznelken, einer Zimtstange erhitzen, aber nicht kochen lassen. Vom Herd nehmen und 15 Minuten ziehen lassen. Gewürze entfernen, Rosinen mit dem Portwein zugeben und den Punsch auf Gläser verteilen. Einen Esslöffel Mandelstifte darüber streuen. Prost und frohes neues Jahr!
Diplom-Oecotrophologin Dorothee Hahne