NK
|
09.03.2023
Die Seekrankheit entsteht durch den Konflikt zwischen dem, was das Gleichgewichtsorgan an das Gehirn meldet, und den Informationen, die es aus anderen Sinnesorganen wie dem Auge erhält. Je nach Schweregrad kommt es zu, Völlegefühl, Übelkeit und Erbrechen, auch Schweißausbrüche sind nicht selten. Der Überträgerstoff Histamin gilt als hauptverantwortlich für die Auslösung von Erbrechen.
„Je nach Situation sind bis zu 90 Prozent der Menschen von Seekrankheit betroffen“, sagt Dr. med. Jens Kohfahl, Facharzt für Allgemeinmedizin, Betriebsmedizin, Notfallmedizin, Sportmedizin, Tauchmedizin (GTÜM e.V.) und Reisemedizin (CRM) in Cuxhaven. Selbst unter erfahrenen Seeleuten können es in Extremsituationen bis zu 60 Prozent sein. Immun gegen das Übel sind nur Kinder unter zwei Jahren. Bis zur Pubertät sind dann vor allen Jungen betroffen, im Erwachsenenalter jedoch deutlich mehr Frauen, vor allem während der Menstruation und der Schwangerschaft. Ab den Wechseljahren ist das Geschlechterverhältnis wieder ausgeglichen.
Seekrankheit vorbeugen
Es gibt jedoch einige Dinge, wie man vorbeugend tun kann, damit die Übelkeit auf Reisen gar nicht erst auftritt. Kohfahl gibt folgende Tipps:
- Akupressurbänder beidseitig an den Innenseiten der Handgelenke anlegen
- Brille mit künstlichem Horizont aufsetzen
- Kohlenhydrathaltige, aber nicht zu üppige Mahlzeiten einnehmen
- Histaminhaltige Nahrung wie Salami, Hartkäse, Sauerkraut, Thunfisch, Schokolade, Knabbergebäck, Rotwein, Kaffee oder grüner Tee meiden
- Vitamin C oder Ingwer wirken gegen Übelkeit
Es gibt auch Medikamente, die gegen die Seekrankheit helfen und sowohl prophylaktisch als auch zur Linderung bereits bestehender Beschwerden eingenommen werden können. Sie enthalten die Wirkstoffe Dimenhydrinat, Cinnarazin, Scopolamin oder Promethazin. Als Nebenwirkungen treten jedoch oft Müdigkeit und eine verlängerte Reaktionszeit auf – für Schiffspersonal in verantwortlicher Position sind sie daher nicht geeignet.
Tipps gegen akute Probleme
Wenn sich bereits ein erstes Unwohlsein ankündigt, rät Kohfahl dazu, aktiv gegenzusteuern.
- Ablenkung suchen: Möglichst an Deck, an der frischen Luft und mit dem Horizont im Blick
- Bewusste Atmung lindert Übelkeit: Üblicherweise atmet man bei Vorwärtsbeugung des Oberkörpers aus und beim Zurückbewegen ein. Man soll jetzt genau das Gegenteil tun, nämlich beim Vornüberbeugen einatmen und in der Rückwärtsbewegung ausatmen.
- Aufenthaltsort wechseln: Am ruhigsten ist die Fahrt nahe der Wasserlinie und in der Mitte des Schiffes.
- Ausruhen: Wer sich hinlegen möchte, sollte dies bevorzugt in Rückenlage tun, die Augen schließen und auf Besserung am nächsten Tag hoffen. Denn die gute Nachricht für Schiffsurlauber ist, dass nach 24 Stunden an Bord meist eine Gewöhnung einsetzt. Die Symptome der Seekrankheit klingen dann von selbst ab, auch die möglicherweise eingenommenen Medikamente können dann oft schon wieder abgesetzt werden.